Die wichtigsten Führungsstile und ihr Einsatz in der modernen Arbeitswelt

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Führungskräfte Coaching

Wie Führung im Unternehmen gelebt wird, sagt sehr viel über die Unternehmenskultur und das jeweilige Menschenbild aus. Wer seine Mitarbeiter*innen gut und situativ führen kann, erfüllt die Grundvorraussetzung, um den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt gut begegnen zu können. Nicht jeder Vorgesetzte bringt automatisch Führungskompetenzen mit, umso wichtiger ist es sich mit verschiedenen Führungsstilen auseinandersetzen und offen an neue Modelle heranzugehen, um stetig dazu zu lernen.

Welche Führungsstile gibt es und in welchen Situationen machen sie Sinn? (Führungsstile nach Max Weber)

Der deutsche Soziologe Max Weber hat die Definition von Führung entscheidend mitgeprägt. Er unterteilt Führungsstile in vier Arten:

Der autokratische Führungsstil

Alle Entscheidungen liegen bei der Führungskraft. Sie ist „Alleinherrscher“ und handelt unabhängig von den Meinungen anderer. Den autokratischen Führungsstil zeichnet eine strenge Hierarchie aus.

Vorteil des autokratischen Führungsstils

In manchen Situationen braucht es klare Entscheidungsstrukturen ohne großartige Diskussionen. Mitarbeitende müssen keine Eigenverantwortung übernehmen, da ihnen die Entscheidungen abgenommen werden.

Nachteil des autokratischen Führungsstils

Der autokratische Führungsstil hemmt Kreativität. Es gibt kein Mitspracherecht, Anordnungen ist blind Folge zu leisten.


Der patriarchalische Führungsstil

Ähnlich zum autokratischen Führungsstil. Auch hier ist der Chef Alleinherrscher. Im Unterschied schlüpft er/sie aber in die Rolle des Patriarchaten. Dabei stehen Verantwortungsgefühl und Fürsorge im Vordergrund. Durch seinen/ihren Alters-, Wissens- und Erfahrungsvorsprung wirkt er/ sie wie eine väterliche/ mütterliche Figur.

Vorteil des patriarchalischen Führungsstils

Auch hier arbeitet man nach klaren Vorgaben des Vorgesetzten.

Nachteil des patriarchalischen Führungsstils

Das Wort der Führungskraft zählt, somit existiert kein Spielraum für eigene Entscheidungen.


Der charismatische Führungsstil

Eine FührungskraP mit einem starken Selbstbewusstsein, die aber machtgetrieben ist. Durch ihre Ausstrahlung und Redegewandtheit hat sie eine gewisse Strahlkraft und kann Mitarbeitende gut für die eigenen Interessen gewinnen.

Vorteil des charismatischen Führungsstils

Mitarbeitende entwicklen eine hohe intrinsische Motivation die Vorgaben der Führungskraft zu erfüllen.

Nachteil des charismatischen Führungsstils

Vielen Mitarbeitenden fällt es schwer die eigenen Grenzen abzustecken und Kompetenzmangel seitens der Führung wird zu spät entdeckt.


Der bürokratische Führungsstil

Dieser Führungsstil beschreibt eine pro forma Position. Die wahre Führung übernehmen die klaren Richtlinien, Vorschriften und Dienstanweisungen, die schriftlich fixiert sind. Sie sind die eigentliche Führungskraft, die ausführende Person dahinter ist austauschbar.

Vorteil des bürokratische Führungsstil

Macht definiert sich durch Strukturen, nicht einzelne Personen. Das verhindert Willkür und Bevorteilung durch persönliche Sympathien.

Nachteil des bürokratische Führungsstil

Bürokratische Vorschriften lassen wenig Raum für Flexibilität und situative Entscheidungen. Durch Vorgaben ist die Selbständigkeit der Mitarbeitenden stark eingeschränkt und intrinsische Motivation kaum vorhanden.


Führungsstile nach Kurt Lewin

Auch die Einteilung verschiedener Führungsstile nach dem deutschen Psychologen ist ein Klassiker. Dabei sprechen wir von drei Kategorien, die im Laufe der Zeit ergänzt und angepasst wurden.

Der autoritäre oder hierarchische Führungsstil

Anordnungen der Führungskraft sind ausnahmslos zu befolgen. Es geht um den reinen Erfolg der Unternehmung. Lösungswege sind von der Führungsebenen vorgegeben, Kritikfähigkeit ist nichtvorhanden. Bedürfnissen und Problemen wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Vorteil des hierarchischen Führungsstil

Mit diesem Führungsstil können schnelle Entscheidungen getroffen werden, daVerantwortlichkeiten klar geregelt sind und die Kontrolle der Führung über Arbeitsprozessegewährleistet ist.

Nachteil des hierarchischen Führungsstil

Die Entscheidungsverantwortung liegt bei einer einzelnen Person. Dabei kann es zuFehleinschätzungen kommen. Fällt die Führungskraft aus, ist Chaos vorprogrammiert.


Der demokratische oder kooperative Führungsstil

Wie in einer Demokratie geht es hier um die Zusammenarbeit zwischen Führungsebenen undMitarbeitenden. Aufgaben werden delegiert und Verantwortung an die Belegschaft abgegeben. Das lässt auch Spielraum für konstruktive Kritik und Optimierungen.

Vorteil des kooperativen Führungsstils

Eigenverantwortung wird in den Mittelpunkt gestellt, Das fördert die Kreativität und erhöht die Motivation. Auf unerwartete Vorkommnisse kann flexibel reagiert werden. Die Selbständigkeit und Identitätfikation mit dem Unternehmen ist hoch.

Nachteil des kooperativen Führungsstils

Entscheidungsprozesse durchlaufen verschiedene Hierachiestufen und dauern länger. Ohne klareEntscheidungsgewalten steigt das Konkurrenzdenken untereinander.


Der Laissez-faire-Führungsstil

Ganz im Sinne von „mal machen lassen“ haben die Mitarbeitenden große Handlungsspielräume. Aufgaben werden selbständig gestaltet. Die Führungskraft hält sich im Hintergrund.

Vorteil des Laissez-fairen Führungsstils

Ein hohes Maß an Selbstverwirklichung fördert Kreativität, Motivation und Eigenverantwortung.

Nachteil des Laissez-fairen Führungsstils

Wenig Regulierung kann zu chaotischen Zuständen führen, wenn mit Freiheiten nicht verantwortungsbewusst umgegangen wird. Auch der Wunsch nach Führung kann hier vermehrt aufkommen.


Die unterschiedlichen Rollen einer Führungskraft

Um Führung zeitgemäß zu leben ist es wichtig zu wissen, wann eine FührungskraP welche Rolle einnehmen sollte. Dabei kann sie innerhalb einer Situation oder Entscheidungsprozesses Themen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und die Erkenntnisse offen mit den Mitarbeitenden kommunizieren.

  • Personalentwickler:in -> Mitarbeitende weiterentwickeln
  • Disziplinarische:r Vorgesetzte:r -> Vorgaben effek=v durchsetzen
  • Mitunternehmer:in -> Beitrag zum ökonomischen Erfolg leisten
  • Expert:in -> Probleme interner/externer Kunden effek=v lösen
  • Facilitator -> Hindernisse aus dem Weg räumen
  • Coach -> Mitarbeitende bei individuellen Herausforderungen begleiten

Führung auf Augenhöhe mit kollegialer Führung

Mit kollegialer Führung ist ein miteinander arbeiten und an einem Strang ziehen gemeint. Sie bedeutet, das Setzen eines kraftvollen Rahmens mit klaren Prinzipien, der Sicherheit bietet, damit flexibles, agiles, selbstverantwortliches Arbeiten mit eigenverantwortlichen Handeln auf Augenhöhe gelingt.

Es geht nicht darum, Verantwortung an das Team abzugeben, sondern das Team zu befähigen eigenverantwortlich zu arbeiten. Führungskräfte gibt es weiterhin. Aber der Führungsanspruch ist nicht mehr exklusiv und unbefristet, sondern situativ. Jede Kolleg:in ist mehr oder weniger „Führungskraft“ als selbstverständlicher Teil seiner Arbeit.

Es ist also ein Wechselspiel von Führung im Team. Führung ergibt sich dynamisch und situativ je nach dem, welche Fähigkeiten ein Kontext erfordert und wer diese dafür bietet.

Transformationale Führung als Goldstandard

Wer moderne und dynamische Führung in seinem Unternehmen leben möchte, kommt am transformationalen Führungsstil nicht vorbei. Dieses Model wurde aus tatsächlichenBeobachtungen erfolgreicher Managern entwickelt. Die transformationale Führung beruht auf einem stabilen Wertesystem. Dabei gibt es vierentscheidende Kriterien, die diesen Führungsstil ausmachen:

Die Vorbildfunktion -> Hauptaufgabe der Führungskraft ist es zu motivieren und individuelle Unterstützung zu gewährleisten. Dabei steht die Selbstverantwortung und intrinsische Motivation der Mitarbeitenden im Vordergrund. Engagement, Loyalität und Selbstdisziplin sind dabei zentrale Elemente.

Klare Kommunikation -> Um eine stabile Vertrauensbasis aufzubauen ist transparente Kommunikation ein entscheidender Punkt. Nur so können sich individuelle Stärken und ein Teamgefühl entwickeln. Ziel ist es Mitarbeitende zu unternehmerischen Denken anzuregen, so dass sie Probleme eigenständig lösen können. Dabei gilt es auch offene Diskurse anzuregen und Aufgaben kritisch zu hinterfragen.

Feste Unternehmensziele -> Eine klare Vision und Vertrauen in die eigenen und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden sind entscheidend für diesen Führungsstil. Das motiviert und inspiriert. Dabei ist ein solides Wertesystem wichtig, das mit klaren Zielen und hohen Erwartungen an alle Beteiligten arbeitet.

Fokus auf Führungsaufgaben -> Eine Führungskraft sollte den Fokus auf ihre Aufgaben und Rollen legen und so wenig wie möglich in das operative Geschäft involviert sein.