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Zeit ist Geld: Was ist dran an dem Sprichwort?

Passt das Sprichwort noch zu unserem heutigen Leben?

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Zeit ist Geld

Die Redewendung „Zeit ist Geld“ hat eine lange Tradition und wird in unserer modernen Zeit oft mit dem Leistungsgedanken verknüpft. Wer seine Zeit effizienter nutzt, verdient mehr Geld. Im Grundsatz steckt viel Wahres, doch stellt sich die Frage, ob Zeit und Geld immer kausal miteinander verknüpft sind. Können wir vielleicht überproportional viel Geld in kurzer Zeit verdienen? Oder andersrum, mit viel Zeiteinsatz doch nicht den gewünschten Output erlangen?  Der Artikel möchte Impulse geben, einmal genauer über das Verhältnis von Zeit und Geld nachzudenken. Vorab lasst uns aber das Sprichwort selbst unter die Lupe nehmen. Was bedeutet die Redewendung „Zeit ist Geld“, woher stammt das Sprichwort und wer prägte es?

Was bedeutet das Sprichwort „Zeit ist Geld?“

Im Grundsatz bedeutet das Sprichwort, dass Zeit so wertvoll ist wie Geld. Unsere Zeit sollte geschätzt und effizient eingesetzt werden. Je kürzer wir für eine Tätigkeit brauchen, desto mehr können wir verdienen – so der Grundgedanke. Oft wird der Satz auch im Kontext „Arbeit ruft“ verwendet. Es wird also impliziert, dass (nur) mit harter Arbeit ein gewünschter monetärer Erfolg erzielt werden kann.

Wer prägte den Satz „Zeit ist Geld?“

Die Redewendung stammt von Benjamin Franklin aus seinem Buch „Ratschläge für junge Kaufleute“, erstmalig erschienen 1748. Dem Titel entsprechend war die Redewendung auch im Ursprung stark mit dem ökonomischen Gedanken verknüpft.

Zeit ist Geld Synonyme

Der Grundgedanke lässt sich auch in anderen Sprichwörtern wiederfinden, so beispielsweise „Mein sauer verdientes Geld“ oder „harte Arbeit wird belohnt“. Hier schwingt jedoch jeweils eine leicht negative Komponente mit. Es wird impliziert, dass Geld verdienen mit Schmerz oder zumindest Härte assoziiert wird. 

Zeit ist Geld – Ist das Sprichwort überholt?

Zunächst einmal ist es wichtig zu sagen, dass es sich hier um eine subjektive Abwägung von Argumenten aus Sicht der Redaktion geht. Jede und jeder wird hier vermutlich zu einem anderen Ergebnis kommen. Dennoch versuchen wir, die Gültigkeit des Sprichwortes in der modernen Zeit einmal aus ökonomischer, als auch aus gesellschaftlicher Sicht zu beleuchten. Könnte es sein, dass das Sprichwort zwar aus ökonomischer Sicht stimmt, aber gesellschaftlich überholt sein könnte?

Zeit ist Geld: Argumente dafür

Wertschätzung von Zeit

Der Grundgedanke hinter dem Sprichwort, nämlich dass Zeit wertvoll ist und mit Bedacht genutzt werden sollte, besitzt aus unserer Sicht universelle Gültigkeit. Sie ist unserer wertvollste Ressource, über die wir verfügen können. Dabei kann die hohe Bedeutung von Zeit auf jeden Lebensbereich übertragen werden: Wie wollen wir unsere Freizeit verbringen? Mit wem wollen wir uns am liebsten Treffen? All das sind Dinge, die es neben dem Berufsleben zu berücksichtigen gilt. Gesellschaftlich gesehen können wir unsere Zeit vermutlich auf mehr Arten verbringen, als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Wir können leichter reisen denn je, zwischen mehr Jobs denn je auswählen und vielfältige Lebenskonzepte wählen. Hinsichtlich dessen kann es schon fast zu einer Überforderung an Optionen kommen und es ist nochmal wichtiger, seine Zeit gut und mit Bedacht zu verwalten. 

Motivation als Antrieb 

Egal, ob Zeit und Geld immer in direktem Zusammenhang stehen, oder nicht: Von nichts kommt nichts. Es braucht immer Motivation und Disziplin, um überhaupt Aktivitäten generieren zu können, die Geld oder als Konsequenz mehr Freiheit erzeugen können. Nehmen wir hier einmal das Beispiel Coaching. Hinter einem recht hohen Stundensatz standen im Vorfeld wahrscheinlich hunderte Stunden des eigenen Wachstums, der Investition und des Lernens, die unbezahlt waren. Ohne Motivation, Leistung und Disziplin lässt sich in 99,9% der Fälle (außer im glücklichen Fall eines Lottogewinns) nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. 

Effizienz ist wichtig

Falls Du dich noch an unseren Artikel zum Thema Effektivität und Effizienz erinnerst – effizientes Handeln bedeutet, die Dinge richtig zu tun. Sprich die Zeit für die Aufgaben bestmöglich einzuteilen. Das richtige Zeitmanagement ist nach wie vor elementar wichtig, egal in welchem Lebensbereich. Priorisieren wir unsere Aufgaben! Hierfür können wir beispielsweise die Eisenhower-Matrix zur Hand nehmen, um bei unseren Aufgaben zwischen sehr dringlich und wichtig bis hin zu eigentlich unwichtig zu unterscheiden. 

Wie wir sehen, ist an dem Sprichwort nach wie vor viel Wahres dran. Was könnte jedoch auch als kritisch anzusehen sein? 

Zeit ist Geld: Argumente dagegen

Effizienz ja, Effektivität nein

Unserer Ansicht nach läuft man Gefahr, die Dinge zwar effizient auszuführen, aber übergreifend die falschen (oder anders, nicht optimalen) Arbeitsschritte auszuführen. Kann es sein, dass wir super produktiv und schnell arbeiten, aber in der Zeit dennoch andere Aufgaben ausführen könnten, die mehr Geld einbringen könnten? Diese Frage darf jeder Leser:in für sich selbst beantworten. In der heutigen Leistungsgesellschaft (die auch viele Vorteile bietet), besteht die Gefahr, sich mit der bestehenden Arbeit so sehr zu identifizieren, dass der Blick für andere Optionen verloren gehen könnten. Deshalb lasst uns in kurzen Momenten der Reflektion über die Frage nachdenken, ob wir für unser Leben das Optimum hinausholen. Wenn wir diese Frage bereits mit „Ja“ beantworten können, ist das ein toller Erfolg. 

Zeit und Geld sind nicht immer equivalent zueinander

Streng genommen schließt das Sprichwort nicht aus, dass Zeit und Geld in versetzten und unterschiedlichen Strömen zu uns gelangen können. Grade jedoch in der Zeit der Entstehung des Sprichwortes war zwangsläufig ein direkter Zusammenhang Zeit gleich Geld unterstellt oder anders „Ich tausche meine Zeit gegen Geld.“ Dies ist auch heute noch das Modell, mit dem wir vorrangig leben und daran ist nichts Verwerfliches! Dennoch gibt es heutzutage noch andere Modelle, die Zeit und Geld in ungleiche Relationen stellen. 

Passives Einkommen

Eigentlich ist das Einkommen nicht passiv, denn wir haben Zeit, Geld und Energie im Vorfeld aufgebracht, beispielsweise um uns Wissen über Investitionsmöglichkeiten anzueignen. Dennoch beweist dieses Modell, dass als Return on Investment auch Geld verdient werden kann, wenn wir langfristig nicht gleich viel Zeit aufwenden.

Skalierbare Geschäftsmodelle

Ein weiteres Beispiel dafür, dass Zeit und Geld auch in anderem Verhältnis zueinander stehen können, bilden skalierbare Geschäftsmodelle. Ein Beispiel hierzu: Wir geben eine Stunde Coaching oder ein Training und zeichnen dieses auf. Die Aufzeichnung kann dann theoretisch oft verkauft werden, ohne dass wir erneut Zeit dafür aufwenden müssen.

Zeitalter der Netzwerkökonomie

Hinzu kommt, dass wir uns nicht mehr im Zeitalter der klassischen Produktionsarbeit befinden, sondern in der Zeit der Netzwerk-und Wissensökonomie. Mit Dienstleistungen (beispielsweise IT, Consulting, Coaching) wird oft viel mehr Geld verdient, als bei Jobs in der Produktion. Diese Tendenzen zeigten sich auch vorher schon, jedoch verstärken sie sich immer mehr. Die Spanne zeigt sich besonders im Bereich des Influencer-Marketings (Netzwerk-Kapital). Dies zeigt, dass der Spruch „Zeit ist Geld“ sehr dehnbar zu sehen ist und dass unsere Zeit eigentlich nicht mit Summe X bemessen werden kann. Denn egal ob Lehrer, Produktionsarbeiter, Coach oder Influencer – wir alle wenden Zeit gegen Geld auf, verdienen jedoch unterschiedlich viel. Lasst uns Zeit in Aktivitäten investieren, die unseren Wert am Arbeitsmarkt steigern.

Gesellschaftlicher Leistungsdruck

Das letzte Argument bezieht sich mehr auf die gesellschaftliche Ebene. Das Sprichwort impliziert, dass wir Zeit immer effizient nutzen sollen oder sogar müssen. Pausen dienen aber beispielsweise auch der langfristigen Effizienz und sind zudem nötig. Wir stehen gefühlt immer unter Strom, auf das nächste Ziel hinarbeiten zu müssen. Entspannung, Zeit mit der Familie oder auch Schlaf sind oft weniger Hoch angesehen. Die Generation Z zeigt jedoch Anzeichen, dies zu ändern. Sie schätzen Flexibilität und eine Work-Life-Balance. Dieser Trend könnte sich (glücklicherweise) mit nachfolgenden Generationen verstärken. Vorbei sind die Zeiten, indenen wir bereit sind, unser Leben komplett der Arbeit und Leistung zu widmen.

Fazit: Smart genutzte Zeit ist Geld!

Wir ehren Benjamin Franklin und seinen Grundidee. Für die damaligen Zeit war die Redewendung auch perfekt passend. Heutzutage gibt es jedoch neue Entwicklungen. Nutzen wir unsere Zeit für smarte Arbeit, nicht nur harte Arbeit! Das kann bedeuten, sich neben der Arbeit Wissen anzueignen, mit dem wir langfristig passives Einkommen aufbauen können. Trauen wir uns, neuen Optionen eine Chance zu geben und zu schauen, was uns für unser Leben gefällt, denn eines ist sicher: Wir leben nicht nur, um zu arbeiten. Wir verdienen Zeit für Kreativität, Leidenschaften, Freunde und Familie und für was auch immer wir möchten. 

Deshalb schlagen wir vor, das Sprichwort für uns etwas abzuwandeln: Smart genutzte (Lebens-) Zeit ist Geld. 

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