Vorstellungsgespräch, Bewerbungsgespräch oder Verkaufsgespräch?

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Vorstellungsgespräch
Vorstellungsgespräch

Der mit Abstand größte Fauxpas ist es, unvorbereitet in ein Vorstellungsgespräch zu gehen und dennoch entscheiden sich neun von zehn Bewerber genau dafür. Ein guter Interviewer hält das Bewerbungsgespräch freundlich am Laufen und gibt Ihnen die faire Chance, sich um „Kopf und Kragen“ zu reden.  Deshalb – kennen Sie die Fragen, erarbeiten Sie Ihre Antworten, halten Sie Ihre Antworten kurz. 

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Foto: Amy Hirschi on Unsplash 

Wenn Sie die folgenden drei Grundsätze beherzigen, dann sind Sie für das Bewerbungsgespräch gut gerüstet. 

Sie sind auf der Shortlist 

Wenn Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen wurden, haben Sie bereits die wichtigsten Hürden genommen und sind unter den ersten Drei. Sonst wären Sie nicht eingeladen, denn Vorstellungsgespräche kosten Zeit, Geld und Energie. Jetzt geht es weniger darum, die Gesprächspartner zu überzeugen, als mehr darum, sie nicht umzustimmen! 

Sie sind der Moderator 

Üblicherweise sitzen Ihnen zwei Gesprächspartner gegenüber, auch bei Online-Bewerbungsgesprächen. In der Mehrzahl der Fälle ist keiner von beiden für die Aufgabe, Sie strukturiert zu befragen, fundiert ausgebildet.  

Einer von beiden macht das meist zum ersten Mal und ist möglicherweise nervöser als Sie, oder hat gerade überhaupt keine Zeit, oder Sie sind bereits der fünfte Bewerber. Genau deshalb ist es Ihre Aufgabe, das Bewerbungsgespräch zu moderieren, keinesfalls die Gesprächsführung übernehmen, aber moderieren und für einen positiven Gesprächsverlauf sorgen. Auch indem Sie Rückfragen stellen, wie z.B. ein „wie sehen Sie das?“ oder „was meinen Sie?“ ans Ende Ihrer Antwort stellen. 

Sie sind Verkäufer 

Bedenken Sie, ein Vorstellungsgespräch ist ein doppelter Verkaufsprozess.  

Sie möchten dem Unternehmen Ihre Kompetenz und Leistung zu einem höchstmöglichen Preis verkaufen und Ihr Gegenüber möchte Ihnen das Unternehmen und den Job, weshalb Sie eingeladen wurden, verkaufen – um es ganz konkret auf den Punkt zu bringen. Am Ende muss der Arbeitsvertrag schließlich zwei Unterschriften tragen. 

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Foto: LinkedIn Sales Solutions on Unsplash 

Auf Augenhöhe 

Wenn es die Zeiten, in denen ein Bewerber ein Bittsteller war je gab, so sind sie definitiv vorbei. In Zeiten des demografischen Wandels und des bisweilen drastischen Fachkräftemangels finden Vorstellungsgespräch zunehmenden auf Augenhöhe statt. Dennoch erwartet ihr Gesprächspartner, dass sie seine oder ihre Fragen beantworten. 

Warum möchten Sie diesen Job? 

Warum wurde Ihnen gekündigt? 

Wann haben Sie Ihrem Chef zum letzten Mal ein direktes Feedback gegeben? 

Fahren Sie lieber Karussell oder Achterbahn? 

Haben Sie noch Fragen? 

Das sind Beispiele für Fragen, die Sie möglicherweise im Bewerbungsgespräch hören werden und auf die Sie eine wohlüberlegte Antwort haben müssen.  

Ihre Antworten werden dabei bewertet, ob nun nach Schulnoten, oder von 1 bis 10, ist für Sie irrelevant. Wichtig für Sie ist, dass Sie die bestmögliche Bewertung erhalten, schließlich wollen Sie den Job haben, sonst wären Sie ja nicht im Vorstellungsgespräch, oder? Auch und gerade, wenn es ein „Übungsgespräch“ ist, gehen Sie mit der Absicht rein, dieses Gespräch für sich zu entscheiden. 


Es gibt nur eine einzige Frage im Bewerbungsgespräch! 

„Passen Sie ins Team und lösen Sie mein Problem, für das ich Sie einstelle?“ 

Das ist die eine Frage, auf die der Gesprächspartner eine Antwort sucht. Alle anderen Fragen dienen nur der weiteren Festigung des subjektiven Eindrucks. 

Achtung – eine Vorentscheidung fällt recht früh, das ist sehr menschlich. So wie wir innerhalb der ersten sieben Minuten entscheiden, ob uns ein Kinofilm gefällt oder nicht, so entscheidet Ihr Gegenüber, ob er Sie mag oder nicht. 

Das weitere Gespräch dient dann oft nur noch dazu, die Vorentscheidung zu bestätigen.  

Passen Sie ins Team und lösen Sie mein Problem, für das ich Sie einstelle? 

Alle anderen Fragen helfen lediglich, diese eine Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beantworten. Zudem wird „das Problem“ nicht in Gänze offengelegt. Die Geschäftsleitung, Personalleitung und ggf. der direkte Vorgesetzte hat jeweils verschiedene Probleme oder Vorstellungen, die sie mit Ihrer Hilfe lösen möchten. Diese unterschiedlichen Erwartungen zu erkennen und zu bedienen, ist wieder ihre Aufgabe als Moderator. 

Zudem ist Frage zweigeteilt. Wird der erste Teil – „Passen Sie ins Team?“ – negativ beantwortet, schwindet Ihre Chance, den Job zu bekommen, massiv – und das ist gut für Sie!  

Es sei denn, Ihr Know-how oder Spezialwissen wird dringend benötigt und der Leidensdruck beim Unternehmen ist so groß, dass jeder Kompromiss eingegangen wird – und das ist nicht gut für Sie! 

Denn Sie werden kaum glücklich im neuen Job. Sobald sich die Situation im Unternehmen ändert, sind Sie wieder raus und Ihre Vita belastet. 

In früher Phase des Bewerbungsgesprächs kommt die Frage respektive die Aufforderung: „Erzählen Sie mal etwas von sich!“ 

Ihre jetzt folgende Success Story oder Erfolgsgeschichte hat den größten Einfluss auf die Vorentscheidung in dieser frühen Phase. Sie soll begeistern, dem Zuhörer einen guten Einblick in Ihre Person und Ihre Karriere geben und Ihren Nutzen für das Unternehmen herausstellen. Kurzum Storytelling ist gefragt. 

Beachten Sie: Alles, was Sie sagen, ist wahr, aber Sie sagen nicht alles, was war! 


Im Bewerbungsgespräch ist Ihre Persönlichkeit gefragt 

Nur wer über seine Stärken, Schwächen und Werte intensiv reflektiert, überzeugt im Vorstellungsgespräch als Persönlichkeit. 

Dazu beantworten Sie bitte die folgenden drei wichtigsten Fragen, als Basis für Ihre Erfolgsgeschichte.  

Wenn Sie ein Erfolgstagebuch führen und Ihre Erfolgsdatenbank schon erstellt haben (s. Beitrag Lebenslauf), dann fällt Ihnen das leicht. 


Mein konkreter Beitrag zum Unternehmenserfolg 

Was haben Sie genau, in der jeweiligen Position, zum Unternehmenserfolg beigetragen? 

Nehmen Sie sich viel Zeit und beantworten Sie für jede Position in Ihrem Lebenslauf diese Frage. Je exakter, desto besser. Wenn Sie den Umsatz in Ihrer Serviceabteilung um 10 % steigern konnten, ist das gut. Wenn Sie außerdem darstellen können, dass Sie damit auf Platz 1 im Unternehmen lagen oder im Vergleich zum Markt ein doppelt so großes Wachstum hatten, dann ist das hervorragend. 

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Der Beitrag der jeweiligen Positionen zu meinem Erfolg 

Was konkret hat die jeweilige Position zu Ihrer persönlichen Weiterentwicklung beigetragen? 

Nehmen Sie sich wieder viel Zeit und reflektieren Sie, wie Sie sich weiterentwickelt haben.  

Wie haben Sie es geschafft, in den letzten 5, 10, 20 Jahren mit den Innovationen und Veränderungen im Markt und Ihrer Branche Schritt zu halten?  

Welche Fortbildungen haben Sie abgeschlossen, fachliche wie persönliche? 

Welche „Learnings“ haben Sie aus welchen Projekten und/oder Aufgaben gewonnen? 

Welche großen Herausforderungen sehen Sie in ihrer Branche, und wir haben sie sich darauf vorbereitet? 


Wofür brenne ich, was treibt mich an? 

Wofür stehe ich morgens auf?  

Was bringt mich in den Flow?  

Wobei vergesse ich die Zeit?  

Nehmen Sie sich wieder viel Zeit und schreiben Sie die Tätigkeiten und Momente auf, bei denen Sie Glück empfunden haben. Zusätzlich fragen Sie Ihr Umfeld, wie man Sie einschätzt – Sie werden erstaunt sein. 

Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, können Sie auch alle Fragen, die auf ihre Motivation abzielen, überzeugend beantworten, wie z.B.: 

Was konkret war Ihre Motivation für Ihre jeweiligen Jobwechsel? 

Aus welchem Grund haben Sie sich für Ihre bisherigen Stellen oder Positionen entschieden?  

Und was waren jeweils die Gründe für Ihr Ausscheiden? 

Ein Bild, das Text enthält.

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Foto:  Etienne Girardet on Unsplash 


Die Entlassung als Chance für Ihre Weiterentwicklung. 

Gerade wenn Sie entlassen wurden, dann stellen Sie sich bitte die Frage: „Was ist die positive Auswirkung dieses Ereignisses? Was ist gut daran und wohin könnte mich das führen?“.  

Natürlich kann das zynisch klingen und auch schmerzvoll sein, doch der schnellste Weg aus dem Schmerz ist mittendurch. 

Bei kaum einer anderen Frage im Bewerbungsgespräch, wie der Frage: „Warum sind sie entlassen worden?“, besteht Ihr Gegenüber auf einer Antwort. Bei kaum einer anderen Frage ist die Nachvollziehbarkeit, die Glaubwürdigkeit Ihrer Antwort sowie Ihre Fähigkeit zur Reflektionen so wichtig wie bei dieser. 

Wenn sie zehn Jahre und mehr in Ihrem Unternehmen waren oder älter als 50 Jahre sind, dann ist die Antwort: „Ich wollte mich noch einmal einer neuen Herausforderung stellen. Wenn ich jetzt wann denn dann!“ eine Plattitüde. Das wissen Sie, das weiß ihr gegenüber, und damit erzeugen Sie alles andere als Vertrauen. 

Oder wenn sie weniger als ein oder zwei Jahre im Unternehmen waren, dann reicht als Antwort nicht: „Es hat einfach nicht gepasst!“. Das ist offensichtlich, sonst wären sie ja nicht da, wo sie sind. 

Alles, was ich sage, ist wahr, aber ich sage nicht alles, was war! 

Es ist unumgänglich, eine vermeintliche Niederlage, positiv darzustellen. Das ist ein gewisser Balanceakt, zwischen Negieren und Schönfärben. Die vermeintliche Schuld, für die Situation, allerdings nur im Außen zu suchen, also beim Markt, der Zeit oder Corona oder gar beim Unternehmen wird Sie nicht zum Ziel führen. 


Haben Sie noch Fragen? 

Das ist ein Signal, dass das Gespräch sich dem Ende nähert! 

Ein schlichtes Nein, auch wenn sie es ausschmücken, ist die falsche Antwort. 

Natürlich haben Sie noch Fragen, aber keine tiefgehenden oder detaillierten, die das Gespräch überdehnen oder Ihre Gesprächspartner in Verlegenheit bringen, weil sie nicht antworten können oder wollen! Jetzt haben Sie noch mal die Chance, alles kaputtzumachen, was Sie vorher mühevoll aufgebaut haben – also Achtung! 

Tabu-Fragen, zumindest zu diesem heiklen Zeitpunkt, sind: Vermögenswirksame Leistungen, Kantine, Arbeitsplatz, Dienstwagenregelung, Überstunden, etc. 

Als versierter Vertriebs- u. Marketingleiter Ihrer eignen Person und Kompetenz sind Sie vorbereitet und haben drei Fragen vorbreitet, wie z.B. 

Ist bei Ihnen noch etwas offengeblieben, dann möchte ich jetzt noch die Chance nutzen und dieses klären, darüber hinaus interessiert mich natürlich die weitere Vorgehensweise im Prozess. 

oder 

Welche Herausforderung sehen Sie primär, der ich mich stellen muss, um schnell einen großen Beitrag zum Unternehmenserfolg beizutragen? 

oder 

Auf welchen Erfolg, in den letzten Jahren, ist Ihr Unternehmen besonders stolz? 

Wie bereite ich mich denn nun fundiert und konkret auf ein Vorstellungsgespräch vor?  

Meine Antwort: in dem Sie am Traumjob Webinar teilnehmen.