Wie viel Sicherheit brauchst du?

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Sicherheit

Vor allem in der Krise sehnen sich viele Menschen nach einem: Sicherheit. Sind die äußeren Bedingungen unsicher, wächst schnell der eigene Wunsch nach mehr Stabilität und gesicherten Lebensverhältnissen – aber warum ist das eigentlich so?

Der Wunsch nach Sicherheit

Wenn wir von Sicherheit sprechen, dann meinen wir in der Regel zwei unterschiedliche Arten von Sicherheit.

  • Grundsicherheit 

Sicherheit kann bedeuten, ein Polster für Notfälle zu haben. Ein abbezahltes Haus bietet zum Beispiel finanzielle Sicherheit, selbst wenn man den Job verliert. Das Haus kann entweder verkauft und zu Geld gemacht werden, falls notwendig oder aber bietet eine kostengünstige Wohnmöglichkeit. Genauso bieten Familie und Freunde, auf die man sich verlassen kann, eine emotionale Grundsicherheit. Im Falle einer schweren Trennung oder einer anderen persönlichen Herausforderung ist man gut aufgehoben und versorgt. Ein Gefühl der Grundsicherheit verleiht mehr Selbstvertrauen und bietet die nötigen materiellen und emotionalen Tools, um eine persönliche Krise besser bewältigen zu können. 

  • Geringeres Risiko 

In anderen Fällen wird Sicherheit eher synonym verwendet für die Idee, ein sehr geringes Risiko einzugehen. Eine sichere Investition bedeutet normalerweise, dass wenig Chances auf Verluste bestehen. Meistens heißt das auch, dass die Gewinne etwas niedriger ausfallen, dafür aber “sicher” sind. 

Maslows Bedürfnispyramide 

Wer sich auf seine Selbstverwirklichung konzentrieren möchte, muss erst einmal sicherstellen, dass die eigenen Grundbedürfnisse befriedigt sind. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow stellt das vereinfacht in der Maslowschen Bedürfnispyramide dar: 

  1. Physiologische Bedürfnisse 

Hierzu zählt Maslow grundlegende Existenzbedürfnisse wie Nahrung, Schlaf und ein Dach über dem Kopf. In einer Notsituationen wären diese Bedürfnisse die ersten, um die ein Mensch sich kümmern würde. Ein Beispiel: Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel hat sich zuallererst Nahrung besorgt und einen Unterschlupf gesucht, bevor er damit begonnen hat, sich für einen längerfristigen Aufenthalt einzurichten.

2. Sicherheitsbedürfnisse

Sind die grundlegenden Bedürfnisse gestillt, kommt als nächste Ebene die Sicherheit. Dazu zählen sowohl körperliche als auch emotionale Sicherheit: Ein Lebensraum, der frei von akuter Gefahr ist, eine finanzielle Grundsicherung, die materielle Bedürfnisse befriedigt (Arbeit), eine Wohnung, die langfristige Sicherheit bietet, körperliche Gesundheit und eine Familie/ein soziales Umfeld, zudem man dazu gehört. 

3. Soziale Bedürfnisse 

Das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit ist bereits etwas komplexer: Wir sehen uns danach, Teil einer sozialen Gruppe zu sein, uns mit Anderen auszutauschen und in diesen Interaktionen Liebe und Zuneigung zu erfahren. Ganz wichtig: Es geht hier um einen Austausch, Liebe und Geborgenheit an andere Mitglieder unserer Familie oder sozialen Gruppe zurückzugeben ist genauso wichtig, wie diese zu empfangen. 

4. Individualbedürfnisse

Diese Kategorie unterteilt Maslow in zwei Bereiche. Wir haben einerseits das Bedürfnis, uns stark, erfolgreich und frei zu fühlen und dadurch unser Selbstwertgefühl zu stärken. Gleichzeitig haben wir auf der anderen Seite das Bedürfnisse, Anerkennung von Anderen innerhalb und außerhalb unserer sozialen Gruppe zu erfahren. 

5. Selbstverwirklichung

Sind alle vorherigen Bedürfnisse zufriedenstellend befriedigt, steigt die Sehnsucht danach, dem eigenen Leben Sinn und Zweck zu verleihen und das eigene Potential voll und ganz auszuleben. Was Selbstverwirklichung für den Einzelnen bedeutet, ist vom Persönlichkeitstyp und Charakter abhängig: Die einen finden ihre Verwirklichung im Beruf, andere innerhalb ihrer Familie oder in ihren Hobbys. 

Wie viel Sicherheit brauchst du?

Innerhalb Maslows Pyramide zeigt sich, dass wir ein sehr grundlegendes Bedürfnis nach Sicherheit haben. Um uns in anderen Bereichen entfalten zu können, müssen wir bestimmte Grundbedingungen schaffen, um uns mit voller Kapazität anderen Bereichen widmen zu können. Aber was, wenn dein Sicherheitsdenken dir im Weg steht? Für viele Menschen geht der Wunsch nach Sicherheit viel weiter als nur ein Dach über dem Kopf und ein gesichertes Einkommen haben zu wollen.

Gewohnheiten als Sicherheit

Gewohnheiten bieten Sicherheit. Dein Gehirn braucht nicht lange zu überlegen, sie fühlen sich bekannt und altbewährt an. Gewohnheiten sind erst einmal etwas Gutes. Sie sparen dir Energie, die du in anderen Bereichen deines Lebens nun mehr zur Verfügung hast. Im Extremfall können sie dich aber auch davon abhalten, etwas Neues auszuprobieren, etwas zu wagen und Risikobereitschaft zu zeigen.

Übung

Wie viel Sicherheit jeder von uns braucht, ist absolut individuell und von deiner aktuellen Lebenslage abhängig. Innere und äußere Faktoren können jederzeit dazu beitragen, dass sich dieses Bedürfnis ändert. Wenn du wissen möchtest, welche Faktoren für dein Sicherheitsempfinden im Augenblick wichtig sind, kannst du das mit den folgenden Fragen herausfinden. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und schreibe deine Antworten auf ein Blatt Papier. 

Materielle Sicherheit: 

  • Wie viel musst du mindestens verdienen, um dich finanziell abgesichert zu fühlen?
  • Ist es für dich wichtig, finanzielle Rücklagen zu haben? Wenn ja, aber welcher Zahl fühlst du dich abgesichert?
  • Mieten oder kaufen – ist es dir wichtig, irgendwann ein eigenes Haus zu besitzen oder bevorzugst du die Freiheit, schnell den Ort wechseln zu können?
  • Welche Komfort-Gegenstände sind für dich wichtig, um dich sicher zu fühlen?

Emotionale Sicherheit: 

  • “Sich sicher fühlen” – Was bedeutet das für dich persönlich?
  • Welche Menschen in deinem sozialen Umfeld sind dein Sicherheitsnetzwerk? Warum?
  • Welche Eigenschaften an einem Partner/einer Partnerin geben dir ein Gefühl der Sicherheit?
  • Welche Eigenschaften geben dir ein Gefühl von Sicherheit bei deinen Freunden? 
  • Wer würde dich als Teil seines Sicherheitsnetzwerkes beschreiben?