Vom Schreibtisch ins WELTALL – Was wir von Astronauten lernen können

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Vom Schreibtisch ins Weltall
Vom Schreibtisch ins Weltall

„Man kann sich nicht jeden Traum erfüllen, aber man ist es sich schuldig, es mal zu probieren.“ (Alexander Gerst*)

Der Traum, Astronaut werden und einmal das Weltall bereisen zu können, ist heute ganz und gar nicht mehr so unerreichbar wie noch vor 15, 20 Jahren. Jedes Jahr werden mehrere Raketen ins Weltall geschossen, die ISS umkreist unseren Planeten mit wechselnden Besatzungen und ab und zu einem Weltraumtourist, die Vorbereitungen zur Mars-Besiedlung sind in vollem Gange. Was kannst Du also tun, um im Weltall dabei zu sein? Gleich, ob Du als kleiner Junge von Star Trek oder Star Wars begeistert warst (und es natürlich immer noch bist): Du willst Astronaut werden, und das ist eine echte Herausforderung an Deine Fähigkeiten und Dein Durchhaltevermögen. Schwieriger ging es nicht? Macht nichts, immerhin hat jeder Mensch, der ins Weltall flog, es bereits erreicht, diesen Wunsch zu verwirklichen. Welcher Weg der für Dich am ehesten Erfolg versprechende ins Weltall ist, musst Du selbst herausfinden. Die folgenden Tipps und Beobachtungen sollen Dir dabei helfen.

Zugegeben der unrealistischere Weg: Qualifizieren zum Astronauten

Die Methode, das Passende zu studieren und dann mental und körperlich so fit zu sein, um sich gegen Tausende oder Zehntausende von Mitbewerbern durchzusetzen, um ins Weltall zu fliegen, ist – zugegeben – immer noch mühsam und nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Allerdings garantiert Dir die Ausbildung, die Du dann hinter Dir hast, auf jeden Fall einen interessanten Job. Und wenn Du den gut machst, wirst Du vielleicht sogar einmal gefragt, ob Du als Spezialist Deines Fachs nicht so nett sein und beim Flug in den Weltraum mitkommen möchtest.

Wenn Du also wirklich gut in Mathematik, Naturwissenschaften und Sport bist, Dich für Geographie und Sprachen interessierst und im Programmierclub Deiner Schule derjenige bist, den die anderen um Rat fragen, bist Du bereits auf dem richtigen Weg ins Weltall. Wenn Dich das alles schon in ein erfolgreiches Studium der MINT-Fächer geführt hast und Du Dich wunderst, ob es irgendwann vielleicht doch einmal schwierig werden sollte, in Deiner Freizeit joggst und in der Volkshochschule den Yoga- oder Autogenes Training-Kurs leitest, hast Du schon den zweiten Schritt zum Astronaut werden gemacht.

Der Flug in den Weltraum – ein neues Zeitalter beginnt

Du musst Dir immer bewusst sein, dass selbst ein ideales Erfüllen und Übererfüllen aller Eingangsvoraussetzungen nur eine Chance und niemals die Gewissheit bietet, Deinen Traum Realität werden zu lassen und Dich ins Weltall zu bringen. Als die NASA im Jahr 2017 das bisher letzte Mal Astronautenanwärter rekrutierte, bewarben sich über 18.000 Personen für das Auswahlverfahren. Schließlich werden von diesen acht bis 14 ausgewählt, um die eigentliche Ausbildung zu beginnen.

Für diejenigen, die nicht selbst Astronaut werden können, gibt es jede Menge interessanter Jobs im Bereich der Raumfahrt. Damit die Astronauten sicher ins Weltall reisen und später heil wieder auf die Erde zurückkehren können, wird die Arbeit von sehr vielen intelligenten Wissenschaftlern und Ingenieuren benötigt: für den Bau von Raketen, Raumgleitern oder Raumstationen, für Antrieb und Navigation im Weltall, für die Herstellung der technischen und medizinischen Voraussetzungen, an Bord und außerhalb der Station im Weltall zu überleben. Außerdem müssen die Weltraumflughäfen gebaut, betrieben und ständig verbessert werden, lernen hier doch die zukünftigen Raumfahrer. Auch der Weltraumtourist muss für eine Weile hierhin. Die Qualität der Ausbildung dieser Fachleute ist ebenso wichtig wie die Leistung im Weltall: Ärzte, Ernährungsspezialisten, Psychologen, Materialforscher, Mathematiker, Programmierer und noch viele mehr. Ins Rampenlicht (da ist man als Astronaut eines Tages unweigerlich) kommen mit diesem Berufswunsch nur wenige, doch ist jeder Job im Teil des großen Projekts, Menschen auf dem Flug in den Weltraum und wieder zurück zu befördern. (Inhaltlich ist das weit entfernt vom Weltall, von der Komplexität her kannst Du Dir einen Flug in den Weltraum vorstellen wie einen sehr umfangreichen Science-Fiction-Film. Zuletzt sind vielleicht fünf Hauptdarsteller zu sehen, der Abspann mit allen, die am Film mitgearbeitet haben, ist jedoch endlos. Das ist, wenn es um erfolgreiche Reisen ins Weltall geht, nur eine erste Idee davon, wie viele Personen über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte daran arbeiten, dass ein einziger Flug in den Weltraum erfolgreich durchgeführt werden kann.

Luft- und Raumfahrt studieren

In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es folgende Studiengänge, die Dich interessieren könnten, wenn Du Astronaut werden willst:

Hochschulname Studiengang
Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg Luft- und Raumfahrttechnik: Luft- und Raumfahrtelektronik
Luft- und Raumfahrttechnik: Luft- und Raumfahrtsysteme
Fachhochschule Aachen Flugbetriebstechnik mit Verkehrspilotenausbildung
Luft- und Raumfahrttechnik
Fachhochschule Joanneum (Graz, Steiermark) Luftfahrt/Aviation
Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt am Main) Luftverkehrsmanagement/Aviation Management
Hochschule Bremen Luftfahrtsystemtechnik und -management
Luft- und Raumfahrttechnik
Luftfahrtsystemtechnik und -management für Wartungsingenieure
Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg Flugzeugbau
Hochschule für Wirtschaft und Technik des Saarlandes (Saarbrücken) Aviation Business and Piloting – Technik und Wirtschaft in der Luftfahrt
Hochschule Osnabrück Aircraft & Flight Engineering
IUBH Internationale Hochschule (Bad Honnef) Internationales Aviation Management
Julius-Maximilians-Universität Würzburg Luft- und Raumfahrtinformatik
Technische Hochschule Ingolstadt Flug- und Fahrzeuginformatik
Luftfahrttechnik
Technische Hochschule Mittelhessen, Campus Gießen Physik und Technologie für Raumfahrtanwendungen
Technische Hochschule Wildau (bei Berlin) Luftfahrttechnik/Luftfahrtlogistik
Universität der Bundeswehr München Luft- und Raumfahrttechnik
Universität Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Aviatik: Operational Engineering
Aviatik: Technical Engineering
Aviatik: Verkehrspilotin/Vehrkehrspilot

Die Alternative: Als zahlender Weltraumtourist

Die andere Methode, die Erfolg verspricht, setzt voraus, dass Du Geld hast. Nicht nur ein bisschen, sondern so viel, Dir ein Ticket als Weltraumtourist zu sichern. Erbonkel, sehr reiche Heirat oder Self-made-Millionär: Das bleibt natürlich Dir überlassen. Wenn Du jedenfalls ein paar 10.000 US-Dollar übrig hast, um ins Weltall zu fliegen, kannst auch Du Dich in die Warteschlange als Weltraumtourist einreihen.

Der erste Weltraumtourist war im Jahr 2001 der ehemalige Nasa-Ingenieur Dennis Tito; Charles Somonyi flog sogar zweimal ins Weltall zur ISS (der erste Flug kostete 25 Millionen Dollar, der zweite sogar 35 Millionen). Der zweite Weltraumtourist war der Südafrikaner Mark Shuttleworth von Ubuntu, der dritte im Weltall der US-amerikanische Professor Gregory Olsen. Doch seitdem auch private Erfinder, die mit ihrer Begeisterung für das technisch Machbare reich geworden sind, sich an der Erschließung vom Weltall beteiligen und den Flug in den Weltraum vielen zugänglich machen wollen, sinken die Preise.

Der erste Weltraumtourist auf Dienstreise im Weltall war 1990 der Japaner Toyohito Akiyma, der von seiner TV-Station und für 28 Millionen Dollar zur Raumstation Mir geschickt wurde. Von dort aus sendete er täglich live aus dem Weltall für Fernsehen und Rundfunk in die Heimat.

2011 hieß es, ab 2014 sei ein regelmäßiger touristischer Flug in den Weltraum möglich; es wurde von Passagierzahlen von einer halben Million jährlich und Preisen von 50.000 US-Dollar gesprochen. Noch aber hat Charles Branson seinen Spaceport America in der Wüste von New Mexico in den Vereinigten Staaten nicht für Weltraumtourist Nr. 1 eröffnen können, und die Zahl derjenigen, die bereits bezahlt haben und nun auf einen der begehrten Plätze ins Weltall warten, wächst stetig. Auch Mondumrundungen sind von spezialisierten Reisebüros im Angebot und können gebucht werden, nur der Reisetermin ins Weltall steht noch nicht fest. (Ein Grund mehr, Dich mit Deinem Start-up ranzuhalten!)

Etwas kostengünstiger und ohne lange Wartezeiten kannst Du bei einem Parabelflug die Schwerelosigkeit erproben. Das im Flug einer Wellenlinie folgende Flugzeug schafft es auf diese Weise, die Erdanziehungskraft zu überlisten. Der englische Astrophysiker Stephan Hawking konnte sich im Alter von 65 Jahren trotz seiner gesundheitlichen Beeinträchtigungen im April 2007 diesen Traum erfüllen. Als Weltraumtourist ins Weltall zu reisen, blieb ihm leider versagt. Solltest Du bei einem Parabelflug feststellen, dass die Schwerelosigkeit und Astronaut werden doch nichts für Dich ist, hast Du immerhin eine Menge Geld gespart und kannst jemand anderem beim Flug in den Weltraum den Vortritt lassen.


Astronauten sind auch nur Menschen

Astronauten sind zwar grundsätzlich Spezialisten, beispielsweise Mathematiker, Chemiker oder Astrophysiker, andererseits ist jedoch ihr Spezialwissen immer noch eine Ergänzung zu einem absolut umfassenden Grundwissen in praktisch allem, was im Weltall wichtig ist oder werden könnte. Neben handwerklichen Fachkenntnissen (denk an die Apollo-13-Verfilmung, als die Astronauten im Weltall mit Anleitung von der Erde ihr Raumschiff retten mussten) und einer medizinischen Ausbildung, die weit über die normalerweise als Erste Hilfe bekannten Elemente hinausgeht, müssen sie sich bestens mit Computern auskennen, neben ihrer Muttersprache und Englisch auch fließend Russisch (und gegebenenfalls weitere Sprachen) beherrschen sowie körperlich und mental fit sein, um den Aufenthalt im Weltall unbeschadet zu überstehen.

Nicht nur die sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit könnte für viele, die von einem Ausflug ins Weltall träumen, bald zum Problem werden, auch die totale Überwachung sämtlicher Körperfunktionen der Reisenden würde nicht wenige bei ihrem Flug in den Weltraum stören.

Astronauten können gut allein sein, wichtiger ist jedoch, dass sie in größter Nähe zu anderen Personen und ohne jegliche Privatsphäre in der Lage sind, Konflikte früh zu erkennen und sie bereits bevor sie akut werden, konstruktiv zu lösen. Arrogante Eigenbrötler können über noch so nützliches Spezialwissen verfügen, in den Weltraum kommen sie sicher nicht. Ein gutes Gegenbeispiel sind die deutschen Astronauten Ulf Merbold und Alexander Gerst. Sie wirken nicht wie die Vorstufe zu Superman oder Doctor Strange, sondern wie der freundliche Nachbar von nebenan, den man um Hilfe bittet, wenn einem mal wieder die Tür zugefallen ist oder die Laube brennt. Das ist keine Verstellung, das ist System. Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit und Flexibilität bei der Lösung von Alltags- wie Spezialproblemen ist wichtiger als Genie-Niveau in Mathe und Physik.

Wer schnell in Anwesenheit anderer genervt ist, wer Ticks oder Macken kultiviert (sei es Trommeln mit den Fingern oder leises, tonloses Dauerpfeifen), wird damit ebenso wenig für einen Ausflug ins Weltall qualifizieren wie derjenige, der sich über solche der ähnliche Angewohnheiten bei anderen ärgert. Ausgeglichenheit, Belastbarkeit und eine hohe Aggressionsschwelle sind Eigenschaften, die nur manchen angeboren sind, die sich jedoch mit den geeigneten Methoden erlernen und trainieren lassen.

Wenn Dich das Weltall fasziniert, kannst Du Dich auf Livestreams von der International Space Station über den Alltag an Bord informieren:

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Wie geht’s ins Weltall?

Als Astronaut (Kosmonaut, Kaitonaut …) ins Weltall

Astronaut ist übrigens ein Sammelbegriff geworden, denn noch immer nutzen manche Raumfahrnationen andere Bezeichnungen für diejenigen Personen, die sie ins Weltall schicken. Am bekanntesten sind dabei die Kosmonauten (der berühmteste ist wahrscheinlich der erste Mensch, der je ins Weltall flog, der Russe Juri Gagarin). Kosmonaut ist, wer an einem sowjetischen Flug ins Weltall teilnahm oder jetzt von Russland aus startend das All bereist. Taikonauten bezeichnet die chinesischen Raumfahrer und Spationauten die französischen. Der erste Deutsche im Weltall war also im Grunde genommen kein Astronaut, sondern der von der damaligen DDR entsandte Kosmonaut Siegmund Jähn.

Deutsche im Weltall waren bisher:

Name Aufenthaltsbeginn
Siegmund Jähn (DDR) 26.8.1978
Ulf Merbold 8.11.19832
22.1.1992
3.10.1994
Reinhold Furrer 30.10.1985
Ernst Messerschmidt 30.10.1985
Klaus-Dietrich Flade 17.3.1992
Hans Schlegel 26.4.1993
7.2.2008
Ulrich Walter 26.4.1993
Thomas Reiter 3.9.1995
4.7.2006
Reinhold Ewald 10.2.1997
Gerhard Thiele 11.2.2000
Alexander Gerst 28.5.2014
6.6.2018

Ja, es stimmt, Deutschland hat noch immer keine Frau ins Weltall geschickt. Das wird sich hoffentlich bald ändern. An Bord der ISS sind Frauen inzwischen selbstverständlich.

Willst Du den schweren Weg ins Weltall antreten, gibt es einige Voraussetzungen, die Du erfüllen musst, um dabei sein zu können. Sie erhöhen Deine Chancen, sind aber keinesfalls eine Garantie für das Gelingen – dazu ist die Konkurrenz zu groß. Wenn Du Deutscher, Amerikaner, Russe oder Chinese bist, steigt Deine Chance, Astronaut zu werden, denn diese Länder unterhalten eigene Raumfahrtprogramme. Dazu arbeiten die USA bei der NASA (der 1958 gegründeten, zivilen National Aeronautics and Space Administration) noch mit Brasilien, Japan, Kanada und Russland zusammen. In der europäischen Raumfahrtbehörde ESA (European Space Agency, gegründet 1975, wirksam seit 1980) sind außer Deutschland noch folgende Staaten Mitglieder oder assoziiert: Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Ungarn. Ebenfalls für den Beruf im Weltall bewerben kann sich, wer aus einem der folgenden EU-Länder stammt: Bulgarien, Lettland, Litauen, Slowakei und Ungarn. Wer über einen Pass eines dieser Länder verfügt, hat also einen entscheidenden Vorteil.

Im Folgenden werden die Schritte genannt, die am ehesten Erfolg versprechen. Welche davon unbedingt absolviert oder erfüllt werden müssen, wird dabei deutlich.

Gesundheit und Fitness

Du musst völlig gesund und sportlich sein. Beim Sehtest sind 20 von 20 Punkten erforderlich (obwohl inzwischen gestattet ist, diese Vorgabe beispielsweise durch eine Lasik-Operation zu erfüllen). Es gibt Vorgaben für den Ruhepuls und weitere Werte, die einzuhalten sind. Ausgiebige Sporttests zeigen, ob Du Dich gesundheitlich eignest, ins Weltall zu fliegen und dort für längere Zeit zu leben und zu arbeiten. Eine Grundvoraussetzung ist, dass Du ausgesprochen gut schwimmen kannst, denn viele Trainingseinheiten für Astronautenanwärter finden im Wasserbecken statt. Wenn Du das Zeug zum Kampfschwimmer hast: umso besser.

Die NASA verlangt eine Körpergröße von 1,57 bis 1,905 Metern, die ESA von 1,53 bis 1,90 Metern. Bei der NASA reicht das Einstiegsalter von 26 bis immerhin 46 Jahre, bei der ESA ist man strenger und verlangt, dass Bewerber zwischen 27 und 37 Jahre alt sind.

Schule, Studium, Ausbildung

Du solltest in allen Fächern Höchstnoten liefern, sowohl in der Schule als auch an der Universität. Selbstverständlich sind Mathematik und die Naturwissenschaften Voraussetzung, aber auch Sprachen (besonders Englisch, wer darüber hinaus Russisch spricht, ist klar im Vorteil), Geschichte und Politik (oder Gesellschaftskunde) sollten Dir leichtfallen. Im Studium qualifizieren Dich besonders wiederum Mathematik, die Naturwissenschaften, aber auch Ingenieurwissenschaften für die nächste Stufe, Deinen Traum zu erreichen. Erforderlich ist wenigstens ein ausgezeichneter Bachelor in einem der genannten Fächer.

Anschließend wird berufliche Praxis verlangt, wobei diese auch (teilweise) durch ein weiterführendes Studium abgegolten werden kann. Ein Master in Deinem Fach zählt dabei ein Jahr, ein Doktortitel oder ein Ph.D. drei Jahre. Dass es sich bei der Universität oder Hochschule um eine staatlich anerkannte handeln muss, gehört auch zu den Voraussetzungen für die Anerkennung Deiner Leistungen. Hast Du eine namhafte Uni besucht – da kann es sich sehr lohnen, auch außerhalb Deutschlands nach der für Dich am besten geeigneten zu suchen –, dann erhöhen sich Deine Chancen noch einmal.
Bist Du beruflich nicht unmittelbar in einer Astronauten-relevanten Richtung (beispielsweise als Pilot oder Astrophysiker) untergekommen, solltest Du Dich jedoch so eng wie möglich an Dein wahres Fernziel Weltall halten. So sind technisch-naturwissenschaftliche Berufe (Ingenieure, Geologen, Materialkundler), viele Berufe beim Militär und einige im medizinischen Bereich unmittelbar interessant für diejenigen, die sich die Lebensläufe der Bewerber ansehen.

Weitere Eigenschaften

Neben den Voraussetzungen im Lebenslauf und den formellen gesundheitlichen und körperlichen Anforderungen wird bereits im Auswahlverfahren Wert darauf gelegt, dass Du ausgeglichen, offen und geistig flexibel bist. Du solltest in der Lage sein, verschiedene Standpunkte und Meinungen vorurteilslos zu werten und gegebenenfalls Deine eigene Position zu korrigieren. Eigenbrötler und Fachidioten an Bord eines Raumschiffs wären nicht nur hinderlich, sondern würden durch diese Eigenschaften die Mission auch real gefährden. Falsche Zurückhaltung ist ebenso wenig gefragt wie dominante Alleingänge. Selbstverständlich darfst Du auch keine fest sitzenden Ängste vor etwas haben, ein klaustrophobischer Astronaut ist nun einmal nicht vorstellbar. Auswahltests sieben hier rigoros: Wird Dir zu schnell schwindelig, bekommst Du in engen Räumen Luftnot, dann wirst Du besser nicht Astronaut. All das wird von den angenommenen Bewerbern dann auch immer wieder trainiert, ihre Leidensfähigkeit bessert sich dadurch weiter.

Jobangebote bei der NASA, ESA und TU

Informationsseite der NASA über allgemeine Jobangebote bei der Institution, über die Voraussetzungen, um Astronaut zu werden sowie über die Ausbildungsschritte selbst.

Informationsseite der ESA zu Karrieremöglichkeiten, Auswahlverfahren und dem europäischen Raumfahrtprogramm allgemein.

An der Technischen Universität gibt es an der Fakultät für Maschinenwesen einen Lehrstuhl für Raumfahrttechnik. Auch dort wird darüber informiert, auf welchem Weg Du Astronaut werden kannst.

Flug in den Weltraum als Tourist

Erfüllst Du die Voraussetzungen, um von Beruf Astronaut zu werden, nicht, bleibt Dir immer noch der Weg, eine Reise ins Weltall zu buchen. Noch stehen die nächsten Termine nicht fest, und eine erfolgreiche Buchung bedeutet nicht, dass es bald losgeht. Andererseits ist ein Wartelistenplatz eine Bestätigung, dass Du irgendwann einmal das Weltall selbst erleben wirst. Die Vorfreude darauf ist vermutlich eine Belohnung an sich. Im Weltraum als Tourist hast Du natürlich weit weniger Vorbereitungen zu absolvieren, ganz ohne Gesundheitscheck, Training und Sprachenlernen geht es aber selbst dann nicht. Immerhin willst Du auf der Raumstation nicht krank werden oder Dich nicht mit den Astronauten und Mitreisenden verständigen können. Halte Dich körperlich fit, gewöhne Dir alles ab, was Dir ohnehin schadet: Rauchen, Alkohol oder gar weitere Substanzen, die Dir vielleicht zur Entspannung dienen. Vermutlich wird es schlimm genug, an Bord dem Heißhunger auf Eiscreme oder Pizza nicht nachgeben zu können; mit Entzugserscheinungen darf sich wirklich niemand herumschlagen.

Um als Weltraumtourist erfolgreich ins All starten zu können, solltest Du Elon Musks privates Mondfahrtprogramm SpaceX nicht aus den Augen verlieren (die Tickepreise sind nicht öffentlich, werden jedoch auf gewaltige 80 bis 100 Millionen Dollar geschätzt) und Charles Bronsons Konkurrenzprojekt bei Virgingalactic nicht aus den Augen verlieren. Dies sind die bislang vielversprechendsten privaten Unternehmen, wenn es darum geht, als Weltraumtourist ins Weltall zu reisen.


Was können wir von den Astronauten lernen?

Wichtige Eigenschaften, die nicht nur für Astronauten von Bedeutung sind, werden im Folgenden kurz angesprochen. Immerhin kannst Du einiges davon trainieren und im Alltag verwenden, selbst wenn Dein Traum, in den Weltraum zu reisen, sich nicht erfüllen sollte.

Ziele langfristig planen, spontan flexibel sein können

Systematisch auf große Ziele hinarbeiten

Nicht nur, wer Astronaut werden will, sollte sich neben den alltäglichen auch langfristige Ziele setzen und planen, wie diese erreicht werden können. Oftmals wird es nötig sein, dazu mehrere Schritte zu erfüllen und selbst dann hartnäckig das gewünschte Ergebnis nicht aus den Augen zu verlieren, wenn es in weiter Ferne und nahezu unerreichbar scheint. Oftmals wirst Du nicht nur von Sachzwängen gebremst, auch Familie, Freunde und Bekannte können Dich bewusst oder auch unwissentlich behindern, Dein Ziel zu verfolgen. Nicht alle gut gemeinten Ratschläge helfen wirklich; überlege Dir, wer Dich unterstützt, Dich voranbringt und bestärkt und wer Dich eher ablenkt, Dir sagt, dass Du Dich auch mit leichter Erreichbarem zufriedengeben kannst oder wer Dich behindert, um selbst voranzukommen.

Wenn Du nicht ohnehin sehr systematisch denkst und gern und oft mit To-Do-Listen arbeitest, sind sie eine Methode, unmittelbar Wichtiges von mittelfristigen und entfernten Zielen sauber zu trennen und Pläne zu erstellen, mit denen Du arbeiten kannst und die Dir zu jedem Zeitpunkt unmittelbar anzeigen, wo Du stehst, was bereits geschafft wurde und wo Du Dich bemühen musst, besser zu werden oder voranzukommen. Auch die Zwischenschritte und die wiederkehrenden Aufgaben sind wichtig, so baut sich das schließlich angestrebte Ziel auch nicht zu einer Hürde auf, die viel zu hoch erscheint, als dass Du sie bewältigen könntest. Kleine Schritte, stetige Arbeit, das Große Ganze nicht aus den Augen verlieren: Das ist eine Methode, Deinem Ziel, Astronaut werden zu wollen, sehr viel näherzukommen.

Neue Informationen, geänderte Umstände: Flexibel reagieren

Ein Ziel vor den Augen, fokussiert – aber dann geschieht etwas Unvorhergesehenes? Etwas, das alles ändert? Jetzt gilt es, schnell und vor allem richtig zu entscheiden, ob das bisherige Ziel weiterhin das ist, was man will, wofür man arbeitet und vielleicht auch Entbehrungen auf sich nimmt, oder ob veränderte Umstände verlangen, dass man das Ziel aufgibt oder verändert oder anpasst. Ein positives Beispiel: Wer an seiner ersten Million arbeitet und plötzlich den Lotto-Jackpot knackt, muss den ursprünglichen Plan, an Geld zu kommen, nicht mehr weiterverfolgen. Oder er kann ihn ändern, weil er nun flexibler ist. Oder er kann das zu erreichende Ziel vergrößern. Mehr Möglichkeiten? Prima! Natürlich können auch Hindernisse entstehen, die für den ursprünglichen Plan das Aus bedeuten. Heirat, eine eigene Familie, aber auch Krankheiten, die das Ziel entweder in weite Ferne rücken oder nicht mehr erstrebenswert aussehen lassen. Es wäre falsch, sich dieser Tatsache zu verschließen und einfach weiterzumachen, als habe man nichts bemerkt. Sich einzugestehen, dass das, was einmal wichtig war, nicht mehr so bedeutungsvoll ist und von anderen Dingen abgelöst wurde, ist ein Zeichen dafür, dass Du menschlich bist, also lernfähig und einsichtsvoll. Mach etwas daraus – ein Richtungswechsel ist eine Chance, das anzuwenden, was Du durch Fehler gelernt hast, und zu beweisen, dass Du es besser machen kannst.

Fokus und Multitasking

Multitasking wird inzwischen in fast jedem Job verlangt. Es ist quasi ein Muss, wenn Du Dich irgendwo um eine Anstellung bewirbst – und zugleich ist nicht nur denjenigen mit gesundem Menschenverstand, sondern auch denen, die dafür die Ergebnisse wissenschaftlicher Tests benötigen, klar geworden, dass Multitasking das Arbeitstempo meist verlangsamt und die Ergebnisse der einzelnen Aufgaben verschlechtert. Wer darüber nachdenkt, muss sich wundern, dass diese Einsicht bei den meisten so lange benötigt hat. Andererseits – ein paar Dinge zugleich im Auge zu behalten und sorgfältig bewältigen zu können, ist eine feine Sache. Und kann von den meisten trainiert werden, ohne dass es sie überfordert.

Die Fähigkeit zur Konzentration ist zentral

Nicht nur bei wirklich wichtigen Aufgaben, sondern auch im Alltag ist es wichtig, dass Du Dich konzentrieren kannst. Beim Autofahren, beim Mannschaftssport, beim Programmieren: Immer kommt es darauf an, die wichtigen Informationen herauszufiltern und alles Unwichtige auszublenden, damit Du am Kernprojekt weiterarbeiten und vorankommen kannst. Informationen aus der Umgebung sind dann nur insoweit wichtig, wie sie Dich daran hindern könnten, Deine geplante Aufgabe zu erfüllen.
Wer sich nicht konzentrieren kann, wer sich von Kleinigkeiten ablenken lässt und deshalb entweder erst gar nicht mit der Arbeit beginnt (das schöne Modewort dazu heißt Prokrastination) oder ständig unterbricht, kommt nicht nur nicht voran, sondern wird nicht das erleben, was für viele erfolgreiche Menschen ihr perfekter Arbeitszustand ist: der Flow, also ein hochkonzentrierter Zustand, in dem die Arbeit sich fast von allein erledigt, in dem Du überhaupt nicht bemerkst, wie die Zeit vergeht. In solchen Phasen bist Du schnell, kreativ und gründlich und alles läuft so ideal, dass Du es Dir besser gar nicht denken kannst. Um die Konzentration zu erhöhen, musst Du Dir auch gute Arbeitsbedingungen schaffen und Ablenkungen vermeiden. Bist Du optisch veranlagt, sind Fenster mit Aussicht, flackernde Bildschirme oder störende Nippes auf dem Schreibtisch störend, bist Du akustisch sensibel, sollten Radio und Fernseher ausgeschaltet sein, keine Musik laufen und Geräusche von Mitbewohnern oder von der Straße so minimiert werden wie möglich. Schaffe Dir die für Dich notwendige Art von Ruhe und fang an zu arbeiten.

Mehrere Vorgänge zugleich und ohne Qualitätsverlust bewältigen

Willst Du oder musst Du tatsächlich an mehreren Projekten zugleich arbeiten, heißt das nicht, das Telefon am Ohr zu haben, gleichzeitig eine Seminararbeit in den Computer zu hacken und noch zu überlegen, ob im Kühlschrank genug Vorräte sind, um das Wochenende zu überstehen. Simultan findet tatsächlich nur das Wenigste davon statt. Tatsächlich beschreibt auch Multitasking nur ein sehr dichtes, strukturiertes Aufeinanderfolgen verschiedener Vorgänge oder Abarbeiten von Aufgaben. Du hast heute nur 20 Minuten für eine Aufgabe, weil Du außerdem noch über die nächsten Projekte nachdenken, sie planen und strukturieren musst. Dazu müssen noch Mitstreiter kontaktiert und Termine eingehalten werden. Hier hilft nur: Notiere alles (versuche, Dir so viel wie möglich davon zu merken, aber schreibe wirklich alles auf, das gibt Sicherheit) und widme die letzten 20 Minuten eines jeden Arbeitstages der Planung der kurz-, mittel- und langfristigen Aufgaben und Termine. Was hast Du geschafft, was musste geschoben werden, wo bist Du im Zeitplan, wo musst Du umdenken? Das erspart Dir nächtliches Hochschrecken, weil Du etwas vergessen hast, und die Unsicherheit, ob jetzt wirklich alles, was erledigt werden muss, berücksichtigt wurde.

Genau aus diesem Grunde ist auch wichtig, dass Du nicht jeden Tag komplett durchplanst. Du benötigst Erholungsphasen und Pufferbereiche, auf die Du ausweichen kannst, wenn etwas Dringendes, Unaufschiebbares Deine schöne Planung sonst durcheinanderwerfen und Dich die ganze kommende Nacht beschäftigen würde. Lerne auch, Arbeiten, die Du nicht selbst erledigen musst, zu delegieren. Dein Mitbewohner kocht gern? Bitte ihn, in der intensivsten Arbeitsphase für die Mahlzeiten zu sorgen – wenn Du wieder Zeit hast, putzt Du eben einmal öfter das Bad oder bringst das Auto in die Werkstatt.

Du bist kein Einzelkämpfer, auch wenn es Dir oft so vorkommt. Nutze die Fähigkeiten (und die Zuneigung), die es in Deiner unmittelbaren Umgebung gibt. Denke strategisch, erkenne logistische Vorteile. Die Arbeit wird sich nicht von selbst erledigen, aber sie wird Dir zügiger von der Hand gehen und bessere, vorhersagbare und qualitativ zufriedenstellende Ergebnisse liefern.


Sind Astronauten Renaissance-Menschen?

Bei der Masse an verfügbarem Wissen, das heute existiert und das sogar jedem mit einem Internetanschluss potenziell zugänglich ist, ist es unmöglich, Spezialist in allem zu sein. Und doch sind Astronauten im Prinzip genau das. Sie sind mathematisch und naturwissenschaftlich begabt und hoch qualifiziert, sie sind in politischen und gesellschaftlichen Fragen bestens informiert und in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen und Entwicklungen zu verstehen, zu interpretieren und dabei nicht jeder Polemik aufzusitzen. Sie sind historisch interessiert, interessieren sich für die eigene Geschichte und fremde Kulturen und sprechen mehrere Sprachen. Dazu sind sie gesund, sportlich, offen für Neues und andere Ideen und Sichtweisen. Sie können gut und auch vor großen Menschenmengen frei sprechen, sich in gruppendynamische Prozesse ideal einbringen, Lösungen vorantreiben und Konflikte produktiv lösen. Das ist einfach zuviel? Nein, solche Persönlichkeiten gibt es, und wenn Du Astronaut werden willst, solltest Du beginnen, ebenfalls solch ein Mensch zu sein oder zu werden.
Neben Deiner Fähigkeit, in Gruppen zu arbeiten, solltest Du aber auch kein Problem mit Autorität und Autoritäten haben. Vieles in Deiner Ausbildung wird militärisch geprägt sein, und einem Befehl ist sofort Folge zu leisten. Wenn Du Hierarchien nicht akzeptierst oder aufgrund all der Kameradschaft unter Gleichgesinnten vergessen solltest, dass fast immer andere das Kommando haben, wirst Du nicht weit kommen. Und das Vertrauen, dass der Befehl eines Vorgesetzten oder einer weisungsbefugten Person das aktuell Richtige ist, solltest Du ebenfalls aufbringen, denn das kann Leben retten.

Die Persönlichkeit

Es kommt also wirklich nicht darauf an, dass Du nur perfekt in Mathe und Naturwissenschaften bist. Auch reines Wissen in Geschichte und Politik bringt nicht viel. Wirklich wichtig ist, was Du mit diesen Fähigkeiten tust, wie Du mit ihnen umgehst. Erst als unersetzlicher Teil einer Gruppe von Persönlichkeiten, die alle dasselbe Ziel haben, kannst Du auch persönliche Höchstleistungen bringen – das ist eine Erkenntnis, die Du lieber früher als später haben solltest. Als Einzelkämpfer wirst Du vielleicht ein guter Pianist oder Schriftsteller oder Buchhalter, aber die Eigenschaften, die es Dir ermöglichen, Dein Potenzial wirklich zu nutzen und sinnvoll in ein Projekt einzubringen, das zu groß ist, um von Dir allein bewältigt zu werden – das sind die Eigenschaften, die Dich zu einem unentbehrlichen Mitglied eines Teams werden lassen. Es ist ein bisschen wie bei den Pfadfindern: Jeder hat seine Talente, jeder kann alles ziemlich gut, aber erst als Gruppe, in der man sich auch auf den vermeintlich schwächsten zuverlässig verlassen kann und will, funktioniert alles so, dass sich das Ziel erreichen lässt.

Betrachte Deine Ausbildung und Deinen Weg, Astronaut zu werden, als ein sehr komplexes Geschicklichkeitsspiel. Du musst viele Bälle in der Luft halten, darfst keine Position aus dem Auge verlieren, musst strategisch denken wie nie zuvor und alle Chancen, die sich Dir bieten, erkennen und nutzen. Und selbst wenn Du dann nicht ins Weltall fliegen solltest, hast Du einen Katalog an Fähigkeiten angehäuft, die Dich für alle möglichen interessanten und gut bezahlten Berufe qualifizieren. So gesehen bringt Dich Dein Entschluss, einmal das Weltall zu bereisen, in eine Win-Win-Situation. Falls Du erfolgreich bist, hast Du Dein Ziel erreicht und kannst das Resultat genießen und dann nach Höherem (nun ja, höher geht es dann wohl nicht mehr) streben – oder Du hast auf dem Weg dorthin etwas gefunden, das Dich noch mehr fasziniert und erfüllt als Dein ursprünglicher Wunsch. Du musst also nur anfangen. Und dann durchhalten. Und immer besser werden. Leichter gesagt als getan, aber Du solltest den Glauben an Deine Fähigkeiten pflegen und den Mut aufbringen, auch schwierige Strecken zu überwinden, dann kannst Du auch schaffen, was Du so unbedingt erreichen willst.

Mut, Kreativität und Ausdauer

Nicht jeder Beruf erfordert das gleiche Ausmaß an Mut, obwohl die meisten Jobs mit ein wenig davon besser laufen, doch verlangt es tatsächlich weniger persönlichen Mut, wenn man beispielsweise Wirtschaftsprüfer, Sportreporter oder Hochzeitsplaner ist. Diese Bereitschaft, ein hohes persönliches Risiko einzugehen, muss ausbalanciert werden durch Besonnenheit, ein schnelles Entscheidungsvermögen und Ausdauer, sonst würde sie zu impulsivem Handeln und zum Unterschätzen möglicher Gefahren führen.


Das persönliche Umfeld

Eltern, Partner, Kinder, Freunde: Alle sind davon betroffen, wenn Du Deinen Wunsch, Astronaut zu werden, in die Wirklichkeit umsetzt. Deine Familie muss damit zurechtkommen, dass Du schon im Training gefährliche Situationen erleben wirst, die dann, wenn Dein Traum wahr wird und Du ins Weltall reisen darfst, sich noch einmal enorm steigern werden. Außerdem müssen Deine Verwandten und Freunde akzeptieren und damit zurechtkommen, dass Du manchmal monatelang nicht zu Hause sein wirst. Gerade in einem Alter, in dem viele eine eigene Familie gründen, kannst Du Dich nicht an der alltäglichen Hausarbeit oder der Betreuung und Erziehung der Kinder beteiligen. Die Frau in den Wehen? Die ersten Schritte des Sohnes oder der erste Schultag der Tochter? Wenn der Termin für Deinen Aufenthalt im Weltraum feststeht, steht er fest. Wirst Du nicht selbst krank und eine Vertretung rückt nach, kannst Du aus persönlichen Gründen kaum absagen. Die Kosten für eine vergebliche Ausbildung wären gewaltig, Deine Chancen auf einen Ersatzflug dürften bei einer Absage nach festgelegter Planung ebenfalls verschwinden. Du musst, bevor Du Dich verpflichtest, ins Weltall zu fliegen, wissen, was das für Konsequenzen hat. Wenn Deine Familie und Deine Freunde hinter Dir stehen, wird Dir das in schwierigen Situationen enorm helfen. Sind sie eher kritisch eingestellt, wird das eine große zusätzliche Belastung für Dich sein.


Der Sinn des Ganzen oder: Perspektivwechsel

Alexander Gerst, gegenwärtig Kommandeur der ISS, ist nicht nur deshalb ständig in den Medien präsent, weil er gerade der einzige Deutsche im Weltall ist. Vielmehr fällt auf, wie sehr er es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur das Weltall zu erforschen und darüber zu berichten, sondern mit dem Blick von außen – im wahrsten Sinne des Wortes – uns allen klar zu machen, dass die Erde allen gehört und auch alle die Verantwortung tragen, sie so pfleglich wie möglich zu behandeln.

So sieht und hört man ihn auf Live-Schaltungen zu Schulklassen ebenso wie auf Messen oder im Fernsehen. Den Kindern erklärt er in der Sendung mit der Maus, was ein Astronaut können muss und wie sein Alltag aussieht, und uns allen zeigt er Bilder vom nachts viel zu hell erleuchteten Europa oder von den Auswirkungen der verheerenden und wohl vom Menschen verursachten Dürre des letzten Sommers. Das kann er erstaunlicherweise ohne erhobenen Zeigefinger und mit einer angenehmen und nicht sehr typisch deutschen Leichtigkeit.

In einem Interview mit der dpa sagte Alexander Gerst 2007:Ich dachte, der Weltraum sei ein besonderer Ort. Was ich da oben gelernt habe, ist, dass er genau das Gegenteil davon ist: Es gibt zwar viele interessante Objekte dort draußen, die es sehr wert sind, von uns gründlich erforscht zu werden. Aber der gigantische Rest des Weltraumes ist schwarz, öde und lebensfeindlich. Der wirklich, wirklich besondere Ort darin, das ist unser einzigartiger blauer Heimatplanet.(Rhein-Neckar-Zeitung vom 8.6.2018, abgerufen am 4.12.2018 www.rnz.de)