Wie profitieren Unternehmen von Generationskonflikten?

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Generationenkonflikt
pixabay, xusenru

Wohl jeder Ü50 Mitarbeiter erinnert sich noch an eine Situation, in der er sich von einem Berufsanfänger irgendetwas erklären lassen musste. Wie schaut man sich zum Beispiel die Facebook-Seite des eigenen Unternehmens an? Wie arbeitet man schnell und effizient mit dem neuen IT-Programm? Was hat es mit dem mobilen Internet und der angesagten App im Smartphone auf sich? Und jeder Einsteiger erinnert sich genauso an die ersten Tage, Wochen und Monate im Büro, an denen man einer erfahrenen Fachkraft über die Schultern schauen durfte und fest davon überzeugt war, das alles niemals zu lernen, was der gestandene Kollege so virtuos beherrschte. Situationen wie diese sind in den Unternehmen des Landes an der Tagesordnung. Unabhängig davon, ob man einen Blick in die Produktionshallen der Industrie wirft, ob man in den Büros hinter die Kulissen schaut oder ob man in der Dienstleistungsbranche den Austausch mit dem Kunden aus nächster Nähe beobachtet: Alt lernt von Jung, Jung lernt von Alt. 

Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit

Eine Voraussetzung muss allerdings erfüllt sein, damit das optimale Zusammenleben von Jung und Alt funktioniert. Neben der optimalen Kombination von Mitarbeitern aller Altersklassen muss der Wille bei allen Beteiligten vorhanden sein, sich offen aufeinander einzulassen, voneinander zu lernen und die Erfahrungen des anderen zu hören, zu verstehen und aufzunehmen. 

Generationenkonflikte müssen nicht sein

Im beruflichen Alltag ist diese Bereitschaft leider nicht immer gegeben. Schnell tauchen dann Generationenkonflikte auf, die zum Schaden von allen Beteiligten und des ganzen Unternehmens sind. Junge Menschen bleiben unter sich, sie geben ihr digitales Wissen nicht weiter, und sind im Gegenzug auch nicht bereit, von den Erfahrungen der Älteren zu lernen. Deren Wissensstand ist nach einhelliger Meinung nicht mehr aktuell, überhaupt sind die Älteren ein wenig zurückgeblieben – jedenfalls nach der Einschätzung des Nachwuchses. Umgekehrt verhält es sich natürlich genauso, denn junge Leute haben keine Ahnung, sie sind faul, wollen früh Feierabend machen und sind nicht mehr bereit, sich zum Wohl der Firma zu engagieren. Vorurteile gibt es also auf beiden Seiten mehr als genug, und wenn man sich darauf einlässt, verliert nicht nur der Einzelne daran, sondern das ganze Unternehmen. 

Diversity Management

Modernes Diversity Management als Teil des Feel Good Managements findet Wege, mehrere Generationen in einem Unternehmen erfolgreich zu verbinden. Natürlich lassen sich auch dort Generationenkonflikte nicht vermeiden. Doch wenn es gelingt, verschiedene Generationen miteinander zu vernetzen, profitieren davon alle Beteiligten. Wie das gelingt, machen manche Start-ups und IT-Unternehmen gerne vor. In regelmäßigen Diskussionsrunden bringt man junge und ältere Mitarbeiter zusammen. Bei Firmenveranstaltungen hat man die Gelegenheit, sich zwanglos und freiwillig auszutauschen und voneinander zu lernen. Vielleicht ergibt sich die Chance, gemeinsam am Computer zu sitzen und das neue IT-Programm zusammen zu erkunden. Wichtig ist in dieser Situation, mit Vertrauen und Offenheit miteinander umzugehen und sich gegenseitig Wertschätzung zu geben. Das gelingt in einem von Feel Good geprägten Umfeld natürlich viel besser und leichter als in einer von Misstrauen und Kontrolle gekennzeichneten Umwelt. 

Wichtig ist, dass man anfängliche Generationenkonflikte nicht unter den Tisch kehrt. Sie wollen ausdiskutiert werden. Das heißt, ein Unternehmen ist gut beraten, die Kommunikationsplattformen für einen offenen und konstruktiven Austausch bereitzustellen. Das können regelmäßige Infoveranstaltungen oder Mittagessen sein, aber auch andere Möglichkeiten sind gegeben und dürfen genutzt werden. 

Erfolgreiche Vernetzung von Generationen

Die erfolgreiche Vernetzung von Generationen in einem Betrieb muss sich auch auf das Recruiting erstrecken. Angesichts des anstehenden demografischen Wandels werden die Mitarbeiter in den Unternehmen immer älter, und es kommen wenige junge Leute nach. Sie sind gut ausgebildet, sehr wahrscheinlich stammen einige von ihnen aus einem anderen Kulturkreis. Im Idealfall achtet man schon bei der Personalbeschaffung darauf, einen guten Mix aus Jung und Alt einzustellen. Deshalb sollten sich Personaler auch nicht scheuen, einem älteren Bewerber eine Chance zu geben, wenn dieser die nötigen Qualifikationen für eine vakante Stelle nachweist. Nicht immer muss ein Bewerber direkt von der Universität eingestellt werden, manchmal lohnt es sich auch, einem älteren Kandidaten den Vorzug zu geben, wenn dadurch die Altersstruktur im Betrieb wieder ins Gleichgewicht gerät. Je mehr es einem Unternehmen gelingt, alle Generationen miteinander zu vernetzen und den gegenseitigen Austausch anzuregen, desto mehr hat das gelebte Diversity Management eine Chance. 

Als gutes Beispiel vorausgehen

Führungskräfte und Management müssen hier übrigens mit gutem Beispiel voran gehen. Wenn in einem Unternehmen bekannt wird, dass man ältere Mitarbeiter durch Abfindungsprogramme loswerden will, trägt das nicht zu einem guten Ruf bei. Vor allem aber trägt es nicht dazu bei, dass sich Mitarbeiter ab einer gewissen Altersgruppe noch im Unternehmen wohlfühlen und sich voll und ganz für die Firma einsetzen. Vielmehr macht sich in dieser Situation eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit breit. Diese Faktoren stehen allerdings in direktem Widerspruch zu Feel Good Management als Erfolgsrezept. Auch an dieser Stelle gilt also, mit Vertrauen, Empathie und Wertschätzung auf den Mitarbeiter zuzugehen und ihm das Gefühl zu vermitteln, dass er ein wertvoller Bestandteil des Teams ist. Wenn es einer Führungskraft gelingt, einem älteren Kollegen das Gefühl zu geben, dass seine Erfahrung geschätzt wird, dass er wichtige Impulse für die tägliche Arbeit leistet und dass man ihn gerne so lange wie möglich im Unternehmen halten will, stehen die Chancen gut, dass sich dieser Mitarbeiter mit seiner ganzen Kraft zum Wohl des Betriebs einsetzt. Gelingt dies allerdings nicht, droht die Gefahr der so gefürchteten „inneren Kündigung“, bei der ein Arbeitnehmer nur noch Dienst nach Vorschrift macht. Damit steigt die Gefahr von krankheitsbedingten Fehlzeiten unmittelbar, sie verursachen dem Betrieb enorme Kosten. Schon aus wirtschaftlichen Gründen sollten Führungskräfte also unbedingt daran interessiert sein, ältere und erfahrene Teammitglieder zu halten und zu motivieren. Davon profitieren letztlich der Mitarbeiter selbst, das gesamte Team und das Unternehmen.