Kurzum: Wer remote arbeitet, vermischt zwangsläufig Beruf mit Privatleben.

Vollzeit oder Teilzeit mit einem möglichst unbefristeten Arbeitsvertrag und Bürozeiten von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Das war für die meisten Menschen viele Jahrzehnte lang Lauf der Dinge; von der Ausbildung bis zur Rente. Doch unsere Arbeitswelt befindet sich im stetigen Wandel. Digital, flexibel und virtuell ist die neue Arbeitswelt. Körperliche Anwesenheit im Büro gilt in vielen Berufen als nicht mehr zwingend notwendig. Homeoffice, mobiles Arbeiten und flexible Arbeitszeiten sind gelebte Realität . Das bringt viele Erleichterungen für Arbeitnehmer mit sich, allerdings auch einige Herausforderungen.

Flexibilität als Belastungs- und Stressfaktor für die psychische Gesundheit

Viele Arbeitnehmer freuen sich über die neuen Freiheiten. Schließlich sparst du dir damit die tägliche Fahrt ins Büro und kannst dir somit auch Deinen individuellen Arbeitstag freier gestalten. Doch die Flexibilität hinsichtlich Arbeitsort und -zeit kann auch als Stressfaktor empfunden werden.

Besonders die unterschwellige Erwartung an Dich selbst, immer erreichbar sein zu müssen, kann Dein Wohlbefinden bzw.  deine Gesundheit psychisch beeinträchtigen. Vielleicht kommen Dir diese oder ähnliche Situationen bekannt vor: Du bist eigentlich schon im Feierabend, willst gerade deinen Laptop ausschalten, doch es trudelt noch eine Mail vom Chef ein oder das Firmenhandy klingelt. Statt das Abendessen mit der Familie zu genießen, widmest du Dich der Arbeit – es soll ja niemand denken, Du würdest zu Hause nicht deine volle Leistungsfähigkeit abrufen. 

Vielleicht bist du aber auch Jemand, der die Umgebung eines Büros schätzt und seine Kollegen um sich braucht. Nicht wenige Menschen fühlen sich durch das Arbeiten Zuhause gestresst. Kein Wunder, spielt sich hier meist auch das Leben der Familie ab: Die Kinder spielen, der Partner telefoniert mit Kollegen, die Spülmaschine läuft, der Postbote klingelt. All das birgt Ablenkungspotenzial und kann ein zusätzlicher Belastungsfaktor bei der Arbeit sein. 

Digitalisierte Arbeitswelt stellt Arbeitnehmer vor zukünftigen Herausforderungen

Neben Flexibilität bringt eine veränderte Arbeitswelt zahlreiche neue Programme und Tools mit sich, die die eigene Arbeit und die Zusammenarbeit mit Kollegen verbessern sollen: Neben E-Mail sowie Videotelefonie gibt es unterschiedliche Chat-Kanäle für Teams und Abteilungen und ein umfangreiches Intranet voller Informationen, die nur darauf warten, gefunden zu werden. 

So kommt es vor, dass der Firmenchat aufleuchtet, während ein Signalton die nächste, neue E-Mail ankündigt. Allerdings kannst du diese nicht konzentriert lesen, da du gerade inmitten einer Videokonferenz verweilst. Verwunderlich ist es in solchen Situationen nicht, dass Dein Puls anfängt höher zu schlagen und du Dich überfordert fühlst. Auch wenn zahlreiche Programme Deine Arbeit entlasten können, sosehr erhöht die ständige Informationsflut Dein persönliches Frustlevel. 

Neue Technologien: Immer am Ball bleiben zu müssen, erhöht den Druck

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen regelmäßig neue Technologien und Systeme einführen, damit ihre Mitarbeiter immer auf dem neusten Stand sind und Arbeitsprozesse ordnungs- und zeitgemäß erledigen. Schulungen, die in den ohnehin vollen Terminkalender verschoben werden müssen, bilden die Voraussetzung, das der individuelle Umgang mit neuen Systemen reibungslos funktioniert. Doch im täglichen to Do hilft oft nur Ausprobieren und eigenständiges Lernen. Das nimmt Zeit in Anspruch und sorgt für zusätzlichen Druck. Hast  Du das Gefühl, mit den neuen Programmen nicht sofort klar zukommen, kann das sogar zu zusätzlichem Gefühl von Selbstzweifel und Angst vor dem Arbeitsplatzverlust führen. Völlig verständlich also, dass neue Technologien – so hilfreich sie auch sind – bisweilen als zusätzlicher Belastungsfaktor wahrgenommen werden. 

Mit der richtigen Präventionschützt du Deine Gesundheit

Mittlerweile beschäftigen sich vom Bund unterstütze Studien mit dem Thema Gesundheit in der neuen Arbeitswelt und zeigen, dass eine Gesundheitskompetenz genauso wichtig ist wie die digitale Kompetenz. So erarbeitet PräDiTec Präventionsmaßnahmen für gesundes Arbeiten in der digitalisierten Welt und die Initiative betriebliche Gestaltungskompetenz stärken entwickelt ein Präventionsmodell für Unternehmen und Beschäftigte. 

Finde für dich heraus, welche Präventionsmaßnahmen Du gerade benötigst, um für deine Gesundheit zu sorgen. Folgendes kann Dir helfen: 

  • Verbringe deine Mittagspause nicht am Schreibtisch und gönne dir nach spätestens 90 Minuten Arbeit eine kurze Pause
  • Lege Zeiten fest, in denen du nicht erreichbar bist um dich bewusst einer Aufgabe mit voller Konzentration zu widmen (Mailprogramm abschalten, Telefon in den Stummmodus versetzen, Chatprogramm auf „nicht stören“ stellen).
  • Probiere aus, ob Meditation oder Achtsamkeitsübungen als Ausgleich zum Arbeitsalltag für dich in Frage kommen.
  • Sprich mit Vorgesetzten und Kollegen darüber, wie ihr die Zusammenarbeit so optimal wie möglich für das gesamte Team gestalten könnt. 
  • Lass dich von Kollegen bei neuen Tools und Systemen unterstützen.

Auch Arbeitgeber können Mitarbeiter durch präventive Maßnahmen vor psychischen Belastungen schützen, indem sie eine offene Unternehmenskultur leben, transparent und frühzeitig über Entscheidungen und Ziele informieren und die Zeiten regeln, in denen Mitarbeiter erreichbar sein müssen. Ein arbeitnehmerfreundlich ausgestatteter Arbeitsplatz im Büro und Zuhause, Teambuilding Maßnahmen und ein Coaching der Führungskräfte können ebenso dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter wohlfühlen und die veränderte Arbeitswelt nicht als belastend, sondern als positiv empfunden wird.