Verstehe deinen Kommunikationstypen!

Analysiere deinen Kommunikationstyp mit dem Vier-Ohren-Modell!

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Persönlichkeit und Kommunikation

Zu einem überzeugenden Auftreten gehören nicht nur die Pyramide des Selbst, sondern auch deine Persönlichkeit und deine Kommunikation.

Wen nimmst du am ehesten ernst? Einen Vorgesetzten, der einen cholerischen Wutanfall bekommt, weil die Zahlen nicht stimmen? Oder einen, der sachlich und ruhig die Gründe analysiert, ohne dabei einzelne Kollegen zu beschuldigen oder die Verantwortung von sich zu weisen? Beide Chefs können ein ähnlich gut ausgeprägtes Selbstvertrauen haben, doch den Choleriker nimmst du wahrscheinlich hinter seinem Rücken auf die Schippe und stehst auch nicht hinter ihm, wenn es darauf ankommt. Den anderen wiederum respektierst du, denn seine Vorgehensweise ist produktiv und zielführend und bringt sowohl dich als auch das ganze Team weiter.

Deine Persönlichkeit und Kommunikation sind variable Komponenten.

Die Entwicklung beginnt bereits früh in der Kindheit. Allerdings bleiben beide ein Leben lang veränderlich. Das ist auch gut so, denn so kannst du jederzeit neue, positive Eindrücke für dich selbst adaptieren. Sicherlich hast du bereits von der Notwendigkeit stetige Weiterentwicklung gelesen oder gehört. Genau das ist damit gemeint.

Welcher Kommunikationstyp bist du?

Persönlichkeit und Kommunikation sind ein Zusammenspiel aus uns und den anderen Menschen, mit denen wir kommunizieren. Wir senden eine Botschaft, und die anderen definieren, wie diese Botschaft bei ihnen ankommt. Es kann sein, dass Botschaft des Senders und Wahrnehmung des Empfängers sich decken. Häufig ist es allerdings so, dass die Intention der Botschaft eine andere war als die Wahrnehmung des Empfängers. Dadurch entstehen kommunikative Probleme.

Einen Erklärungsansatz liefert das Kommunikationsmodell des Psychologen Friedemann Schulz von Thun.

Es wird auch als Vier-Ohren-Modell bezeichnet aufgrund der vier Ebenen, die es kennt. Nach diesem Modell hat jede Aussage vier Seiten. Jede Botschaft, die du kommunizierst, wird aus vier Perspektiven überbracht. Genauso hören vier verschiedene Ohren des Empfängers deine Botschaft und bewerten sie dementsprechend. Du kannst herausfinden, welcher Kommunikationstyp du bist, indem du deine eigenen Botschaften und die Art, wie du Botschaften von anderen empfängst, nach diesem Modell überprüfst. Die vier Ebenen sind:

  • Sachinhalt
  • Selbstkundgabe
  • Beziehungshinweis
  • Appell

1. Der Sachinhalt

Der Sachinhalt beantwortet die Frage: worüber rede ich? Wir befinden uns hier auf der informativen Ebene. Beim Sacheinhalt geht es um die Fakten. Beispiele für die Informationen, die diese Ebene vermitteln kann, sind:

  • Meine Aufgaben schaffe ich heute nicht mehr.
  • Ich habe heute keine Zeit, mit dir einkaufen zu gehen.
  • Ich habe keine Lust, nachher noch Sport zu machen.

Der Empfänger deiner Botschaft hört vor allem die Fakten, wenn er von dieser Ebene geprägt ist. Bist du wiederum selbst ein eher sachlicher Kommunikationstyp, dann vermittelst du in deiner Botschaft bewusst die Fakten. Du hältst deine Kommunikation eher neutral. Du verzichtest auf emotionale Worte oder blumige Umschreibungen und lange Begründungen.

2. Die Selbstkundgabe

Dieser Anteil deiner Botschaft verrät viel über dich. Aus ihm geht hervor, wie du dich selbst siehst und welche Gefühle in deiner Botschaft mitschwingen. Botschaften auf der Ebene des Selbstkundgabe beinhalten häufig die Formulierung: „Ich bin…“. Du beschreibst dich in deiner Botschaft selbst und verrätst deinem Gegenüber, wo du gerade emotional stehst.

In der Selbstkundgabe sind vor allem solche Personen stark, die einen guten Bezug zu ihren eigenen Emotionen aufgebaut haben. Wer sich seiner eigenen Gefühle bewusst ist, kann diese auch akkurat kommunizieren. Das kann nützlich sein, um anderen Personen die Interpretation der eigenen Gefühle abzunehmen. Die Frage, ob jemand traurig oder wütend ist, stellt sich nicht mehr, denn das wird auf dieser Ebene verständlich kommuniziert. Gleichzeitig ist die Selbstkundgabe eine der kritischen Ebenen. Hier wird viel unterschwellig kommuniziert. Dadurch gibst du dem Empfänger deiner Botschaft womöglich Informationen über dein Selbstbild, die du ihm gar nicht bewusst geben möchtest und die sein Verhalten dir gegenüber verändern können.

Beispiele für Botschaften auf der Ebene der Selbstkundgabe lauten:
  • Ich bin ein Versager.
  • Ich bin so dumm.
  • Es war so schlau von mir, das zu tun.

Häufig sagen wir im Scherz: „Ich bin so dumm“, wenn uns ein Missgeschick passiert. Was auf den ersten Blick unwesentlich wirkt, ist in Wahrheit ein Detail, das sehr viel über dich selbst verrät. Fühlst du dich gerade angesprochen? Dann solltest du dich fragen, warum du es witzig findest, dich selbst wegen einer bedeutungslosen Kleinigkeit als dumm zu bezeichnen.Zwischen deiner Persönlichkeit und Kommunikation gibt es also eine direkte Verbindung. Deine Mitmenschen werden das zwar zunächst ebenfalls witzig finden und lachen, aber sie werden diese Aussage gleichzeitig abspeichern. Auf der Ebene der Selbstkundgabe haben sie nun über dich erfahren, dass du nicht immer selbst von deiner Intelligenz überzeugt bist.

Sehr empathische Menschen wiederum sind als Empfänger von Botschaften auf der Ebene der Selbstkundgabe stark. Stell dir beispielsweise die Situation vor, dass dein Partner nach Hause kommt und dir auf der Sachebene wenig über seinen Tag kommuniziert, aber sagt: „Ich bin ein Versager.“ Als empathischer Mensch ist dir sofort klar, dass dein Partner einen schlechten Tag hatte und nicht wirklich ausdrücken wollte, dass er sich als Versager sieht. Entsprechend akkurat kannst du jetzt auf die Situation eingehen.

3. Der Beziehungshinweis

Mit dem Beziehungshinweis verraten Sender und Empfänger, wie sie zueinander stehen. In einer Liebesbeziehung spielt diese Ebene eine wichtige Rolle. Sie ist aber auch für den geschäftlichen Kontext nicht zu vernachlässigen, da auch hier Sender und Empfänger der Botschaft immer in einer Art zwischenmenschlichen Beziehung zueinander stehen. Was auf dieser Ebene kommuniziert wird, das beziehen wir auf uns selbst. Wenn es auf dieser Ebene der Kommunikation zu einem Verständnisfehler kommt, dann typischerweise so, dass der Eindruck entsteht, der andere würde nicht zuhören und übertrieben empfindlich reagieren. Gewissermaßen stimmt das auch. Wenn der Beziehungshinweis die Hauptebene der Kommunikation ist, dann achtest du jetzt nicht mehr auf die Fakten der Sachebene oder auf die Hinweise der Selbstkundgabe.

Kommunikation, die sich um den Beziehungshinweis dreht, erfordert eine Berücksichtigung beider Seiten.

Es gibt keine typischen Botschaften, sondern es kommt auf das Zusammenspiel zwischen gesendeter Botschaft und dem empfangenen Inhalt an. Bestimmt kennst du dieses Beispiel bereits. Der Mann fragt am Abend seine Frau: „Was ist denn das Grüne in der Suppe?“ Wenn ihre Antwort nun stark vom Beziehungshinweis beeinflusst ist, dann könnte sie beispielsweise lauten: „Wenn es dir nicht schmeckt, dann koch doch selbst!“ Sie ist aufgrund der individuellen Beziehung zu ihrem Mann nicht mehr dazu in der Lage, seine Frage auf der Sachebene zu verstehen und zu beantworten. So war sie aber wahrscheinlich gemeint.

4. Der Appell

Der Appell ist ebenfalls eine wichtige Ebene der Kommunikation. Hier vermittelst du die Information darüber, was du beim Empfänger mit deiner Botschaft bewegen möchtest. Du sagst ihm, was du von ihm willst. Wie du kommunizierst, kann unterschwellig oder direkt sein.

Ein direkter Appell könnte beispielsweise lauten: „Gibst du mir bitte das Salz?“ Hier gibt es nur wenige andere Ebenen der Kommunikation, die eine Rolle spielen. Die Botschaft ist klar, deine Aufforderung deutlich. Die logische Reaktion wird sein, dass die angesprochene Person dir das Salz reicht.

Ein indirekter Appell kann lauten: „Hier ist es aber warm.“ Du formulierst hier keine klare Bitte, suggerierst aber, dass dich etwas stört. Menschen werden darauf nun sehr unterschiedlich reagieren. Einige werden dich ignorieren, dass sie nichts mit deinem Appell anzufangen wissen. Vielleicht fühlen sie sich auch nicht dafür verantwortlich, dass dir zu warm ist. Oder sie haben keine Lust, sich dieses Problems anzunehmen. Andere wiederum werden dir anbieten, dass sie das Fenster öffnen oder die Heizung herunter drehen können. Sie haben erstens deinen Appell verstanden und sind zweitens auch bereit, dir zu helfen.

Tipp

Wenn du ein klares Ziel deiner Kommunikation vor Augen hast, dann ist es natürlich am sinnvollsten, deinen Appell so direkt und unmissverständlich wie möglich zu formulieren. Du musst nicht beschreiben, warum du das möchtest, sondern musst nur erklären, was du erwartest. Menschen, die gerne indirekte Appelle formulieren, stoßen oft auf das Problem, nicht verstanden zu werden. Das wiederum weckt in ihnen negative Emotionen und kann sie zu der Annahme veranlassen, dass es andere gar nicht interessiert, was sie wollen. Das mag zwar so sein. Häufig aber wird der Grund einfach darin liegen, dass andere Menschen den Appell nicht verstehen oder ihn gar nicht als Appell auffassen. Schlimmer noch: sie könnten häufige indirekte Anspielungen sogar als nörgeln interpretieren und die Kommunikation somit als Bestandteil des Beziehungshinweises aufnehmen. Hierin liegen die häufigsten kommunikativen Probleme auf der Ebene des Appells begründet.