Lebenslauf: Darf man im Lebenslauf lügen?

Vorsicht vor Lügen und zu viel heiße Luft

0
818
Darf man im Lebenslauf lügen
Darf man im Lebenslauf lügen

Nicht jedem ist das schwache Verb „pimpen“ geläufig, das Wörterbuch klärt uns so darüber auf: Auffälliger, effektvoller, glanzvoller gestalten, im technischen Bereich bedeutet es eher „besser ausrüsten“ oder „Dinge dazu erfinden“. Nachdem nun alle sprachlich auf dieselbe Wellenlänge eingestimmt sind, lässt sich allgemein feststellen, dass der Lebenslauf in der Regel das erste Dokument eines Bewerbers ist, was sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Personalwesen, aber auch die Führungskräfte in den Fachabteilungen sehr aufmerksam durchlesen. 

Daher darf da nichts drinstehen, was irgendwie negativ ins Auge springen könnte. Das wissen die meisten Bewerber bereits und versuchen um jeden Preis, ihren Lebenslauf in eine besonders attraktive Form zu bringen. Aber was ist eigentlich ein ansprechender Lebenslauf und worauf sollte man bei dessen Gestaltung und Formulierung achten?

Flunkern ist nicht gleich Lügen, oder?

Es gibt immer wieder Kandidaten, die eben mal eine Praktikumsstelle in eine Festanstellung transformieren, oder anstatt einer Weltreise hat der Bewerber im fernen Ausland einen Freelancer-Job zur beruflichen Orientierung und Weiterentwicklung ausgeführt. 

Doch Vorsicht ist geboten. Tatsächlich gibt es in den Personalabteilungen von Unternehmen und Behörden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Job richtig ernst nehmen und die Unterlagen in ihrer Gesamtheit sehr genau studieren. Fällt dabei eine Ungereimtheit beispielsweise mit Informationen oder Formulierungen aus Zeugnissen auf, wird der Bewerber schnell aussortiert. Noch unangenehmer kann es werden, wenn man gerade wegen einer solchen Widersprüchlichkeit zum Gespräch „vorgeladen“ wird und das Auswahlgremium so richtig tief in dieser „Zahnwurzel“ herumbohrt.

Die Kündigung ist rechtens

So in etwa würde es der Richter des Arbeitsgerichts formulieren, wenn Du den Job bekommen hast, eventuell auch schon Jahre im Betrieb arbeitest und dann erst der ganze Schwindel in Deinem Lebenslauf auffliegt. In diesem Fall hast Du Dir den Arbeitsplatz unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen und andere, ehrliche Bewerber um ihre Chance gebracht. Da kennt auch ein Arbeitsrechtler kein Pardon.

Bisschen tricksen ist erlaubt, unverschämtes Lügen – nein danke!

Es gibt zuweilen gute Gründe dafür, beispielsweise eine bestimmte Beschäftigung im Lebenslauf gar nicht aufzuführen. Eine sehr kurze Anstellung macht einen eher schlechten Eindruck, da kommen eventuell unbequeme Fragen auf, warum das Arbeitsverhältnis so schnell beendet wurde. Da sich dadurch eine Lücke im Lebenslauf ergeben würde, solltest Du eine gute Erklärung parat haben. 

Im Übrigen ist eine größere, längere Reise zum Beispiel zwischen Abitur und Studium keine „Straftat“, die man tunlichst verschweigen oder anders deklarieren sollte. Ganz im Gegenteil sieht auch der potenzielle neue Arbeitgeber in der Reisezeit eine wichtige Lebenserfahrung, die noch dazu Sprach- und Kulturkenntnisse intensiviert. 

Auf jeden Fall solltest Du davon absehen, ein Praktikum, einen Studentenjob oder ein Trainee fantasievoll zum festen Job in leitender Position aufzuwerten. Die Personaler haben meistens jahrelang tiefe Einblicke in die Lebensläufe junger Menschen erhalten, sodass Du schnell Gefahr läufst, Dich mit solchem Aufschneiden lächerlich zu machen, das muss wirklich nicht sein. 

Zeiten der Arbeitslosigkeit sind kein Stigma oder böses Omen. Sehr viele Menschen mit einer wissenschaftlichen Ausbildung haben das durchgemacht, weil Projektbefristungen in Deutschland gang und gäbe sind. Über derartige belastende Zeiten kannst Du offen sprechen und wirst auf viel Verständnis stoßen. 

Traumjob Webinar

Überbewertung der aktuellen Situation

Falls die Kündigung durch Deinen bisherigen Arbeitgeber schon auf dem Tisch liegt, tue nicht so, als würdest Du Dich noch in einem festen Job befinden, um so vermeintlich Deine Verhandlungsposition zu stärken. Falls Du in die engere Wahl kommst, holt sich die Personalabteilung Referenzen beim ehemaligen Arbeitgeber ein. Das kann dann zu einer ziemlich peinlichen Situation führen.

Falls es zu etwas unschönen Lücken im Lebenslauf gekommen ist, es also an Kontinuität fehlt zum Beispiel wegen Arbeitslosigkeit, kann der schöne Begriff „Berufliche Neuorientierung“ helfen, den jeder Personaler natürlich zu interpretieren weiß. Du kannst dem aber immer hinzufügen, dass Du die wertvolle Zeit für 
Fortbildungen wie Sprachkurse genutzt hast.

Auch Bewerber haben eine gesetzlich garantierte Privatsphäre

Es ist in der Tat so, dass Du nicht auf jede Frage wahrheitsgemäß antworten musst. Was zu Deiner Privatsphäre gehört und wo eine Antwort ausbleiben darf, wollen wir im Folgenden kurz andeuten: 

  • Weltanschauung, Religionsbekenntnis, Vereinsmitgliedschaften, Sympathie oder Zugehörigkeit zu politischen Parteien. Ausnahmen gelten diesbezüglich für sogenannte Tendenzbetriebe, das können eben politische Parteien oder kirchliche Einrichtungen sein. In solchen Fällen ist natürlich Deine politische Einstellung oder Dein Religionsbekenntnis von hoher Relevanz und muss zum Teil sogar abgefragt werden.
  • Familienstand, Anzahl der Kinder beziehungsweise Kinderwunsch, Partnerschaft (hetero- oder homosexuell).
  • Schwangerschaft – in diesem Punkt ist eine Lüge ausdrücklich erlaubt, weil das niemanden etwas angeht.
  • Gesundheit – mit gewisser Einschränkung: Wenn Du eine Erkrankung hast, die Deine Kolleginnen und Kollegen gefährdet, musst Du an dieser Stelle offen sprechen, da die Personalabteilung Verantwortung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt.
  • Vorstrafen – ebenfalls mit der Einschränkung, dass es keinen Zusammenhang zwischen der begangenen Straftat und der gerade angestrebten Stelle gibt.

Fazit

Wie heißt es so schön: Lügen haben kurze Beine. Wenn Du gute Sprachkenntnisse vorgegeben hast, mach Dich darauf gefasst, dass diese sogleich während des Bewerbungsgesprächs ganz konkret abgeprüft werden. Am besten ist es immer, ganz authentisch aufzutreten. Das funktioniert aber nur dann, wenn Du bei Deiner Selbstdarstellung nicht übertrieben hast. Präsentiere in einer sachlichen Art Deine Stärken.