Negative Menschen und ihr Verhalten einschätzen lernen
Jedes Verhalten hat eine positive Absicht, lautet das Axiom 5 unserer Challenge. Und ich kann dir versprechen: Dieses Axiom wird zur echten Herausforderung, wenn du es dir mit allen Konsequenzen zu eigen machst. Nach und nach aber wirst du bemerken, dass es dir hilft, negative Situationen und negative Menschen realistischer einzuschätzen – und noch dazu eine Menge eigenen alten Ballast über Bord zu werfen.
Perspektivwechsel vorausgesetzt: negative Menschen und ihre Strategien begreifen
Zwei Präsidenten, die in einen Wettstreit treten, wer den größeren Knopf hat, um einen Atomkrieg auszulösen. Ungezählte Menschen, die an Silvester ihr ganzes Geld verballern und im Januar nichts mehr zu essen haben. Wer das absurde Verhalten mancher Zeitgenossen betrachtet, kommt schnell zu dem Schluss, dass die Welt ein Irrenhaus ist, das jede Menge negative Menschen beherbergt.
Wie lässt sich aus solchen und anderen Verhaltensweisen eine positive Absicht herleiten? Was ist positiv daran, wenn der eine dem anderen nicht die Butter aufs Brot gönnt? Was ist mit all der Gewalt und dem Leid, das Menschen einander antun?
Willst du den Grundsatz, dass jedem Verhalten eine positive Absicht zugrunde liegt, verstehen und anwenden, musst du dir zunächst eines verdeutlichen: Positiv wird hier völlig wertneutral verwendet. Der Begriff sagt also nicht aus, dass du ein Verhalten gut findest oder es billigst. Er beschreibt das Verhalten aus Sicht dessen, der es anwendet, um ein Ziel zu erreichen. Kann er sein Ziel, seine Absicht damit erreichen, bewertet er dies als positiv, auch dann, wenn er einem anderen damit geschadet hat.
Wozu sollte es gut sein, negative Menschen verstehen zu wollen?
Negative Menschen sind Personen, deren Verhalten wir nicht verstehen. Das beginnt bei der Erziehungsperson, die uns bis zum Erbrechen gezwungen hat, den Teller leer zu essen. Und es endet nicht beim Nachbarn, der spätabends die Bohrmaschine anwirft, sodass du senkrecht im Bett stehst. Wie reagierst du normalerweise auf solche Menschen?
Vermutlich wirst du es zunächst mit ruhigen Worten versuchen. Schließlich wirst du auf deine Rechte pochen und es entwickelt sich ein handfester Streit. Am Ende sind die Fronten verhärtet, aber geändert hat sich nichts. Vielleicht fühlst du dich noch heute schlecht, wenn du an Erlebnisse mit negativen Menschen zurückdenkst.
Wenn du das Axiom der positiven Absicht anwendest, erkennst du an, dass auch dein Kontrahent seine Gründe hat, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Vielleicht hat sich die Erziehungsperson Sorgen um deine Ernährung gemacht. Und vielleicht wollte dein Nachbar durch die abendliche Aktion Rücksicht auf einen anderen Nachbarn nehmen, der in Nachtschicht arbeitet und morgens seinen Schlaf benötigt.
Mein YouTube Video zum Thema negative Menschen:
Unterstellst du deinem Gegenüber dagegen Boshaftigkeit, fällt er für dich unter die Kategorie „negative Menschen“, verbündest du dich mit der angenommenen Negativität, ärgerst dich darüber und trägst deinen Teil dazu bei, die Spirale aus Ablehnung, Unverständnis, Wut oder Hass immer weiter voranzutreiben. Schon bei leichten Konflikten fällt es dann schwer, einen Kompromiss zu finden.
Unterstellst du deinem Gegenüber eine positive Absicht, mag sein Verhalten für dich deshalb immer noch falsch sein. Aber du gibst der gesamten Situation eine neue Bewertung, sodass sie nicht als gegen dich gerichtet erscheint. Du lässt die Negativität dort, wo sie hingehört, anstatt sie anzunehmen und zu deiner Sache zu machen. In der Psychologie und in der Neurolinguistischen Programmierung bezeichnet man dieses Vorgehen als Reframing– du gibst einem Bild, einen neuen Rahmen, siehst es in einem anderen Zusammenhang, sodass sich der Gesamteindruck verändert.
Negative Menschen verstehen: In erster Linie geht es um dich
Gehst du davon aus, dass negative Menschen positive Absichten verfolgen, heißt das nicht, dass du jedes Verhalten als richtig oder tolerabel einschätzt. Es geht in erster Linie gar nicht um den anderen, sondern um dich. Verstehst du den Grund für ein Verhalten, hilft es dir, zu erkennen, dass die Welt weniger schlecht oder absurd ist, als du es bis dahin gedacht hast. Du baust Ängste ab und gewinnst an Handlungspotenzial. Du lernst, von dir selbst abzusehen und deinen Horizont zu erweitern. Und du gewinnst das Selbstbewusstsein, auch für dich selbst Gehör und Verständnis einzufordern.
Gelingt es dir, das Positive einer Handlung zu begreifen, beginnst du, die Kraft des Gegners zu verstehen und zu nutzen, statt dich von ihr zerstören zu lassen. Du nutzt damit ein Prinzip, dass auch in der Selbstverteidigung, beispielsweise beim Aikidō, angewandt wird. Und mehr: Denn du musst einen anderen nicht mehr hassen für das, was er dir angetan hat. Du kannst ihm idealerweise sogar verzeihen. Das befreit dich von der Last der Vergangenheit und von der Idee, nur Opfer zu sein. Es gibt dir die Kontrolle über dein Leben zurück und stattet dich mit der Macht des Vergebens aus.
Darüber hinaus lernst du auch dich selbst besser verstehen. Vielleicht leidest du schon lange unter einem bestimmten Verhalten, das du rational als negativ bewertest, von dem du aber nicht loskommst. Die naheliegenden Fragen wären dann: Warum tue ich etwas, was mir ganz offensichtlich schadet? Welchen Nutzen hat das für mein Leben und welche Möglichkeiten bieten sich mir, dasselbe Ziel auf anderem, besserem Wege zu erreichen?
Negative Menschen verstehen: Übung macht die Meister
Übst du dich in der Bereitschaft, deinem Gegenüber positive Absichten zu unterstellen, wird schon bald eine große Last von deinen Schultern fallen, denn du musst dir insgesamt viel weniger Gedanken darum machen, wie dieses oder jenes wohl gemeint war.
Schwieriger wird es, wenn negative Menschen gewalttätig oder kriminell sind. Hier stößt du anfangs rasch an deine Grenzen und der Vorsatz allein, das Positive in einer Absicht sehen zu wollen, reicht dann nicht aus. Willst du diesen Weg wirklich beschreiten, dann befasse dich so oft wie möglich mit Motivationsvorträgen und Seminaren sowie allen Arten von Medien, die inhaltlich darauf Bezug nehmen: Mit einem Gratis-Hörbuch oder Gratis-E-Book, einer Gratis-Anleitung oder einem Gratis-Podcast beispielsweise kannst du schon viel erreichen.