Gesunde Führung ist aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Nur gesunde Mitarbeitende können langfristig gute Leistungen erbringen. Dabei spielen Führungskräfte eine tragende Rolle. Forschungsergebnisse zeigen, dass sich das Verhalten von Vorgesetzten, sowohl negativ als auch positiv, auf das Betriebsklima auswirken kann. Unternehmen mit einem gesundheitsorientiertem Führungsstil haben bei gleicher Arbeitsbelastung einen deutlich geringeren Krankenstand und ein signifikant niedrigeres Burnoutrisiko. Dennoch gelingt es der einen Führungskraft besser als der anderen zu Motivieren und Mitzunehmen. Kommen unerwartete Situationen und Ausnahmezustände, wie die Corona-Krise, hinzu, ist es umso wichtiger auf die Säulen gesunder Führung zu vertrauen.
Warum ist gesunde Führung wichtig?
„Jedes Unternehmen hat den Krankenstand, den es verdient.“, so Prof. Dr. Volker Nürnberg, Partner und Berater Gesundheitswirtschaft bei BDO. Wer Personalverantwortung übernimmt und ein Team oder eine komplette Abteilung leiten soll, hat es mit diversen Herausforderungen zu tun. In 85% der Fälle werden Mitarbeiter*innen von ihren Unternehmen nicht ausreichend auf künftige Leitfunktionen vorbereitet. Dabei ist erwiesen, dass ein wertschätzender Führungsstil sich positiv auf die Arbeitsleistung auswirkt. Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Sozialkompetenzen und Krankenstand. Durch Wertschätzung können Ängste und Depressionen reduziert werden und negativen Belastungen, wie Druck oder monotonen Arbeitsvorgängen vorbeugt werden.
Was verstehen wir unter gesunder Führungsstil?
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, was gesunde Führung bedeutet. Dabei gilt es herauszufinden, welche Person im Unternehmen für eine Führungsaufgabe am besten geeignet ist. Laut Prof. Dr. Volker Nürnberg befinden sich 80% der deutschen Führungskräfte auf Grund ihrer Fachkompetenzen und weniger wegen ihrer Sozialkompetenz in ihrer aktuellen Position. Beim Fokus auf einen gesundheitsförderlichen Führungsstil ist essentiell zwischen den Anforderungen „Managen“ und „Führen“ klar zu unterscheiden. Gute Managerinnen können Prozesse strukturieren, fachlich steuern und Produktivität optimieren. Das alleine macht aber noch keine gute Führungskraft aus. Vorgesetzte, die gesunde Führung verinnerlichen, haben eine ausgeprägte Sozialkompetenz. Sie sorgen für Arbeitszufriedenheit und Motivation. Der Fokus liegt auf den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen. Dabei gilt es Ziele der Mitarbeitenden in Einklang mit denen der Organisation zu bringen.
Die Grundlagen gesunder Führungsstil
Die Grundlagen gesunder Führung basieren auf einem mitarbeiter- statt ergebnisorientiertem Führungsstil. Dabei werden die individuellen Kompetenzen der Mitarbeitenden in den Vordergrund gestellt und ihnen passende Handlungsspielräume geschaffen. Der Fokus der Führungskraft liegt auf der Vermittlung von Sicherheit und Wertschätzung. Es gilt das richtige Maß an Belastungen zu finden. So, dass Mitarbeitende weder an Unter- noch Überforderung leiden. Ziel dabei ist es die intrinsische Motivation zu fördern, um so psychische oder physische Folgen durch zu hohen Druck zu vermeiden. Im Vordergrund steht die Erschaffung eines sozialen Betriebsklimas, bei dem Vertrauen und Fairness vorherrschen.
Mit Digital Leadership in ein neues Zeitalter
Der rasante Fortschritt der Digitalisierung stellt, nicht erst seit der Corona-Krise, neue Ansprüche an Führungskräfte. Rufe nach Remote Work, flexiblen Arbeitszeitmodellen und digitaler Zusammenarbeit werden immer lauter. Wer sein Unternehmen zukunftssicher und konkurrenzfähig machen möchte, darf sich vor neuen Medien und Techniken nicht verschließen. Digitales Projektmanagement, soziale Medien und onlinebasiertes Arbeiten ermöglichen Führungskräften und Mitarbeiter*innen effizientere Zusammenarbeit. Dabei ist es besonders wichtig diese Veränderungen mit gesunder Führung zu begleiten. Führungskräfte müssen nahbar und transparent bleiben. Wer nicht tagtäglich im persönlichen Kontakt mit seinen Mitarbeitenden steht, dem können Feinheiten schnell verloren gehen. Die Grundlagen zukünftiger Zusammenarbeit basieren auf Förderung der Mitarbeitermotivation, Beteiligung an Entscheidungen und offener Kommunikation. Dabei sind diese Werte im digitalen Raum noch essentieller, als im analogen.
Führung in Krisenzeiten – gesunder Führungsstil
Besonders während der Corona-Krise zeigt sich Kommunikation als ein kritischer Erfolgsfaktor. Dabei kommt den Führungskräften eine zentrale Bedeutung zu. „In einer solchen kritischen Situation muss Kommunikation für die Mitarbeitenden unmittelbar erlebbar sein….Dies braucht einen intensiven Abstimmungsprozess zwischen allen Führungskräften.“, so Thomas Heiming, Mitglied der Geschäftsleitung des Gesamtunternehmens B•A•D GmbH. Dabei braucht Führung Raum und Rahmen. Individuelle Handlungs- und Gestaltungsspielräume auf Basis der Kompetenzen jedes einzelnen Mitarbeitenden sind wichtig.
Es gilt nicht nur seinen Führungsprinzipien treu zu bleiben, sondern auch die eigene Glaubwürdigkeit und Authentizität nicht zu verlieren. Führungskräfte müssen als stabil wahrgenommen werden, auch wenn das bedeutet nicht immer Ergebnissicherheit garantieren zu können. Sicherheit basiert auf Vertrauen, nicht Kontrolle, die gelegentlich auch als Misstrauen von Mitarbeitenden erlebt wird. Besonders während der Corona-Krise zeigt sich, dass auch die soziale Unterstützung über den Arbeitsalltag hinaus für die positiven Eigenschaften einer gesundheitsorientierten Führungskraft sprechen.
Was hat Führung mit Gesundheit zu tun?
Ein gesunder Führungsstil zeig sich auch dadurch, dass besonders auf die vermehrt auftretenden psychischen Belastungen der Mitarbeitenden geachtet wird. „Psychische Belastungen sind ein Thema, das oft stiefmütterlich behandelt wird.“, so Bastian Schmidtbleicher, Geschäftsführer der MOOVE GmbH. Arbeitsbelastungen, wie Zeit-oder Leistungsdruck können langfristig negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Mitarbeitenden haben und im schlimmsten Fall zu einem Burnout oder ähnlichen Langzeiterkrankungen führen. Aufgabe der Führungskräfte ist es die organisatorischen und sozialen Grundlagen zu schaffen, so dass sich Mitarbeitenden wohlfühlen. Außerdem ist es wichtig das Stigma der psychischen Belastungen zu entfernen, damit Mitarbeiter*innen das Gefühl haben offen über Problematiken sprechen zu können.
Die Führungskraft als Vorbild – gesunder Führungsstil
Führungskräfte sind selbst hohen Belastungen ausgesetzt. Grundlage für gesundheitsorientierte Führung ist daher die Eigenverantwortung. Vorgesetze halten eine Vorbildfunktion inne, deswegen ist es umso essentieller ein eigenes Gesundheitsverständnis mitzubringen und offen auszuleben. Nur, wer sich selbst mit den persönlichen Belastungsfaktoren auseinandersetzt und weiß seine Ressourcen einzuteilen, kann seine Mitarbeitenden zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil inspirieren. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Gesundheit, kann helfen Probleme bei anderen schneller zu erkennen und auf Warnsignale zu achten. Nur wer gesunde Selbstführung lebt, kann sein Gesundheitshandeln auch auf seine Mitarbeitenden übertragen.