Belastbarkeit in 4 Schritten trainieren

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Belastbarkeit

Bei einem Bewerbungsgespräch erklärt der Chef dem Bewerber: „Ich suche einen Mitarbeiter, der unglaublich motiviert ist, sich vor keiner Arbeit scheut und nie krank wird“! Daraufhin der Bewerber: „Ok, stellen sie mich ein und ich helfe Ihnen suchen!“ 

Der Begriff Belastbarkeit geistert seit Jahren durch die Büros der Chefetagen. Viele scheinen auf der Suche nach Mitarbeitern zu sein, die unter Stress so richtig in Form kommen und ihre Arbeit dabei immer noch fehlerfrei und effizient erledigen. Genauso häufig wie nach solchen Mitarbeitern gesucht wird, genauso selten scheint nachgedacht zu werden, was der Begriff eigentlich bedeutet. In diesem Artikel erfährst du, was Belastbarkeit ist und wie du belastbarer wirst. 

Was ist Belastbarkeit?

Die Psychologie versteht unter diesem Begriff die Fähigkeit körperliche Ressourcen zu aktivieren, die dem Stress entgegenwirken und dich weiterhin fast fehlerfrei arbeiten lassen. Gerne wird das gleichgesetzt mit Stress aushalten, was eigentlich nicht der Definition entspricht. Es geht nicht um Stress aushalten oder ihn einfach zu ertragen, sondern um den richtigen Umgang damit und es muss ein Ausgleich geschaffen werden, um den Alltag trotz hoher Anforderungen problemlos zu bewältigen. Es bedeutet auch mit Rückschlägen adäquat umzugehen und aus Fehlern zu lernen. 

Belastbare Menschen werfen bei kleineren Widerständen nicht sofort das Handtuch, sondern suchen nach Lösungen. Generell wird diesen Menschen auch mehr Erfolg zugeschrieben und dass sie weniger anfällig für Burn-Outs sind. Häufig zeigt sich auch beim Sport wer besonders belastbar ist: Hört man auf, sobald es anstrengend wird oder versucht man noch die Grenzen auszutesten? 

Jetzt stellt sich dir vielleicht die Frage, ob ich eine höhere Belastbarkeit erlernen kann. Ja, das kannst du! Dazu später mehr, vorher klären wir noch, warum eine hohe Belastbarkeit überhaupt wichtig ist.

Warum ist Belastbarkeit wichtig?

Wie bereits erwähnt wird in vielen Stellenanzeigen von den Bewerbern eine hohe Belastbarkeit gewünscht. Allein in diesem Fall ist diese Fähigkeit von Vorteil, wenn man sich bessere Chancen auf seinen Traumjob ausrechnen will. Es gibt aber noch wesentlich mehr Gründe, zum Beispiel wenn es ums Fehler machen geht.

Rückschläge erleidet jeder von uns, die wichtige Frage ist, wie wir damit umgehen. Verlieren wir nach einem Misserfolg das Ziel aus den Augen oder überlegen wir uns eine Strategie, wie es beim nächsten Mal besser laufen könnte. Sofort das Handtuch zu werfen ist selten der richtige Weg und wird einen auf Dauer auch nicht zufrieden und glücklich machen. Ich glaube sogar, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn ich einen Rückschlag erleide, muss ich zunächst die Situation akzeptieren und schauen, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Wenn sich dann anhand der veränderten Strategie der Erfolg einstellt, ist das ein wahres Hochgefühl. Hätte ich zuvor das Handtuch geworfen, wäre ich nie in diese schöne Situation gekommen.

Auch im familiären Umfeld kann eine hohe Belastbarkeit enorm wichtig werden. Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ohne dass eine Saite zu stark benachteiligt wird, ist nicht einfach und stellt jeden vor Herausforderungen. Wer dem Druck nicht gewachsen ist, kann schnell daran zerbrechen und das mündet entweder in einem Burn-out oder Depression oder ruft andere physische Beschwerden hervor. In jedem Fall wird die Gesundheit beeinträchtigt.

Kann man Belastbarkeit erlernen?

Wie schon erwähnt, ja, das ist möglich und bringt durchaus einige Vorteile mit sich. Der Weg dorthin ist nicht einfach, aber ihn zu gehen, wäre schon eine erste Verbesserung. 

Der vielleicht erste Schritt, um belastbarer zu werden ist das Umdenken, was Herausforderungen betrifft. Versuche das Positive zu sehen und stell dich darauf ein, dass sie zum Leben dazugehören (ohne, wäre es langweilig). Mach dir bewusst, dass du mental stärker wirst, wenn du dich Herausforderungen stellst, ganz unabhängig vom Endergebnis. Es gibt nämlich nur zwei Möglichkeiten, die eintreffen können: Entweder du hast Erfolg oder du hast für die Zukunft dazugelernt. Du merkst, ich habe das Wort scheitern bewusst nicht verwendet. Denn scheitern gilt nur, wenn du ganz genau weißt, dass du gerade nicht auf dem richtigen Weg bist und trotzdem stur weitermachst. 

Der zweite Schritt ist das Selbstvertrauen zu stärken. Das kann mit der Körperhaltung beginnen, indem wir aktiv durch Sport die Haltung verbessern oder vor dem Spiegel eine starke Pose einnehmen. Zum Beispiel indem du die Hände in die Hüfte stemmst, dich in der Wirbelsäule aufrichtest und tief ein- und ausatmest. Ein bis zwei Minuten ausführen und wahrscheinlich fühlst du dich danach selbstbewusster. Versuche außerdem negative Glaubenssätze zu durchbrechen. Dazu braucht es nur einen kleinen Trick, indem du Sätze wie „Das habe ich mal wieder nicht geschafft“ in „Das habe ich jetzt nicht geschafft“ umformulierst. Kleine Änderung mit großer Wirkung, denn mit der zweiten Formulierung schließt du eine positive Veränderung für die Zukunft nicht mehr sofort aus. 

Als nächsten Schritt brauchst du mehr Durchhaltevermögen. Das beginnt häufig schon mit der richtigen Zielsetzung. Was ist das Ziel? Woran möchtest du arbeiten? Es muss einen persönlichen Grund geben, sonst wird es schwierig sich zu motivieren. Danach zerlegst du dein Ziel in mehrere kleine Zwischenziele und arbeitest sie Schritt für Schritt ab. Glaube jederzeit daran, dass du es schaffen kannst und plane Rückschläge ein. Idealerweise kennst du jemanden, der das gleiche Ziel wie du verfolgt, denn gemeinsam macht es mehr Spaß und motiviert doppelt. Wenn du dein Ziel erreicht hast, gönne dir eine kleine Belohnung. 

Der letzte Schritt ist gelassener zu werden. Unter Druck wird das Stresshormon Cortisol vermehrt ausgeschüttet und das lässt sich super über aktive Bewegung und Entspannugstechniken, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation wieder reduzieren. Außerdem steigern Entspannugstechniken die Konzentrationsfähigkeit, weil dein Kopf frei wird und du dich wieder auf das Wesentliche konzentrieren kannst. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine hohe Belastbarkeit sowohl für den Beruf als auch den Alltag wichtig ist. Über die genannten vier Schritte kannst du lernen widerstandsfähiger zu werden und das wird sich positiv für dich auszahlen.